Integrationsbericht

Österreichs Bevölkerung wächst allein durch Zuwanderung

APA/GEORG HOCHMUTH
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Jeder Vierte hat in Österreich Migrationshintergrund. Besondere Herausforderungen bei der Integration bestehen im Gesundheitsbereich und am Arbeitsmarkt.

Im April knackte Österreich die Neun-Millionenmarke in Bezug auf die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner. Dieses Bevölkerungswachstum liege vor allem an der steigenden Migration. „Österreich wächst allein durch Zuwanderung“, erklärte Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria bei der Präsentation des diesjährigen Integrationsberichts am Montag.

Gestiegen ist deshalb auch der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. 25,4 Prozent sind es mittlerweile. Das entspricht einem Plus von 4,8 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Zurückzuführen ist das einerseits auf den russischen Angriffskrieg und der damit verbundenen Fluchtbewegung aus der Ukraine. Andererseits sind aber auch die Asylanträge aus anderen Ländern heuer deutlich gestiegen.

Herausforderungen Arbeitsmarkt und Gesundheit

Von Anfang des Jahres bis Ende Juni wurden in Österreich über 31.000 Asylanträge gestellt. Dazu kommen rund 80.000 Registrierungen von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2015 wurden 88.000 Anträge gestellt.

Die meisten Menschen mit Migrationshintergrund kommen weiterhin aus Deutschland (218.347). Die Rumäninnen und Rumänen sind mittlerweile die zweitgrößte Gruppe ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Ihre Zahl ist seit 2015 um 89 Prozent auf 140.454 gestiegen. An dritter Stelle kommen Serbinnen und Serben (121.643). Besonders stark angestiegen ist seit 2015 auch die Zahl der Syrerinnen und Syrer sowie der Afghaninnen und Afghanen in Österreich. Bei ersteren ist der Zuwachs seit 2015 mit 507 Prozent besonders hoch. Das liegt aber daran, dass es vor dem dortigen Krieg relativ wenige Syrerinnen und Syrer in Österreich gab.

Besondere Herausforderungen bei der Integration bestehen im Gesundheitsbereich und am Arbeitsmarkt. Auf letzteren möchte man deshalb einen besonderen Fokus legen, erklärte Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Denn gerade die angekommenen Ukrainerinnen und Ukrainer würden sich durch ein hohes Bildungsniveau und Erwerbsbereitschaft auszeichnen, meinte Raab. Einer Studie zufolge hätten 72 Prozent der ukrainischen Geflüchteten einen Hochschulabschluss und 87 Prozent suchen eine Arbeit.

Kinderbetreuung und Sprachförderung

Damit gerade die Ukrainerinnen arbeiten können - denn 80 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine sind Frauen - brauche es ein entsprechendes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen. Zudem müssen Qualifikationen, die im Ausland erworben wurden, rascher anerkannt und entsprechende Sprachförderungen angeboten werden, sagte Katharina Pabel, Vorsitzende des Integrationsbeirats.

In Bezug auf die Integration in den Arbeitsmarkt gebe es besonders bei Geflüchteten aus dem Jahr 2015 noch Aufholbedarf, meinte Pabel. Denn zwei Drittel der Syrerinnen und ein Drittel der Syrer hätten bis dato noch keine Arbeit gefunden. Hier brauche es gezielte Angebote.

Große Unterschiede im Gesundheitsbereich

Pabel hob auch die Unterschiede im Zugang zum Gesundheitssektor hervor. So nehmen Migranten Vorsorgeuntersuchungen und Impfangebote eher weniger wahr als die Stammbevölkerung. Die Covid-Impfquote lag bei Österreicherinnen und Österreichern bei 73 Prozent, bei ausländischen Staatsangehörigen bloß bei 56 Prozent. Dabei zeigen sich freilich deutliche Unterschiede. Iraner ließen sich zu 76 Prozent impfen, Russen und Rumänen dagegen nur zu 37 bzw. 38 Prozent.

Ministerin Raab bezeichnete die Integration im heurigen Jahr als „Mammutaufgabe“. Man habe deshalb die Angebote auf allen Sektoren erweitert, so gebe es beispielsweise so viele Sprachkurse wie nie zuvor. Die gestiegene Migration stellt jedoch nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa eine Herausforderung dar. Aus diesem Grund habe sie am Donnerstag, die Integrationsverantwortlichen der europäischen Länder eingeladen, um das Thema zu besprechen, berichtet Raab.

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