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Spitzentechnologie für den Green Deal

Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der ­Infineon Austria.
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der ­Infineon Austria.Infineon Austria
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Salzburg Summit. Über die Bedeutung der Chip- und Halbleiterversorgung, Europas Chip-Act und die Investition in eine österreichische Chipfabrik, die sich auch als Beitrag zur Umsetzung der Pariser Klimaziele versteht. Im Gespräch: Salzburg-Summit-Speakerin Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Austria sowie Vizepräsidentin der IV Österreich.

Frau Herlitschka, spätestens seit der Pandemie ist von einer Krise bei der Chip- und Halbleiterversorgung die Rede. Welche Ursachen sehen Sie und welche Auswirkungen hat dies auf die Wirtschaft?

Dass die Mikroelektronik eine digitale Schlüsseltechnologie ist, zeigt sich seit Jahren. Die Pandemie hat den digitalen Wandel nur beschleunigt. Das verstärkt die Nachfrage, wobei sich viele Effekte überlagern: die steigende Internetnutzung, der Bedarf bei Serverfarmen, erneuerbare Energien, Elektro­mobilität. Hinzu kommen die Verwerfungen in den Lieferketten sowie die geopolitische Relevanz und die Veränderungen im Wettbewerb. Die Mikroelektronik ist in vielen Wirtschaftszweigen ein zentraler Innovationstreiber für Digitalisierung und Dekarbonisierung und strategisch von großer Bedeutung.

Die EU-Kommission hat ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen, um die Versorgungssicherheit, Resilienz und technologische Führungsrolle der EU im Bereich Halbleitertechnologien zu sichern. Wie lauten die aus Ihrer Sicht wichtigsten Kernpunkte dieses Europäischen Chip-Gesetzes? Wo liegen die Chancen und Probleme?

Der Chip-Act ist ein richtiges und wichtiges Signal, um das Halbleiterökosystem zu stärken und ungesunde Abhängigkeiten zu reduzieren. Jetzt muss es rasch umgesetzt werden. Die USA investieren 52 Milliarden Dollar, China 150 Milliarden Euro – und Europa 43 Milliarden. Ein Großteil soll national finanziert werden, das wird besonders für kleine EU-Mitgliedsländer schwierig. Insgesamt ist es wichtig, dass die Mitgliedsländer und damit die Europäische Union nicht nur im Eigeninteresse agieren. Wir müssen das große Ganze im Blick haben. ­Europa befindet sich in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht in einem globalen Wettbewerb. Bei den inhaltlichen Schwerpunkten muss die gesamte Innovationskette umfasst sein, d. h. insbesondere von Chipdesign, Software, Produktion und die Stärkung der europäischen Abnehmermärkte. Europas Industrie ist dann erfolgreich, wenn sie auf Innovation, Forschung und Technologie setzt. Und es braucht die nötigen Fachkräfte. 

Stichwort Fachkräftemangel – wo sehen Sie die größten Herausforderungen und den dringlichsten Handlungsbedarf für die kommenden Jahre?

Der Mangel ist für uns nicht neu, er spitzt sich weiter zu. Bei ­Infineon in Österreich haben wir aktuell 280 offene Stellen. Es gibt generell zu wenige Menschen, die sich für Naturwissenschaften und Technik interessieren. Wir engagieren uns seit Langem, um junge Menschen, vor allem Frauen, für Technik zu begeistern, und kooperieren mit Kindergärten, Schulen, FHs und Universitäten. Mit Technologie können wir Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie den Klimawandel oder die Energiekrise geben, das gilt es zu vermitteln. Moderne Bildungsangebote mit neuen Formaten und Praxisnähe als auch die Ausbildung der Pädagogen/innen sind essenziell. Hier kann die Digitalierung innovative Beiträge leisten. Es braucht einfach neue Ansätze, nur „more of the ­same“ wird nicht reichen.

Die steigenden Energiepreise sind eine Herausforderung für nahezu alle Unternehmen. Sie verteuern die Produktion. Wie geht Infineon mit diesem Nachteil im globalen Wettbewerb um?

Das ist ein massiver Nachteil, gerade im Vergleich mit den USA. Um im Wettbewerb zu bestehen, müssen wir noch effizienter, innovativer und schneller arbeiten. Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien ist jetzt dringlicher denn je. Da braucht es einen Gesamt-­Masterplan Energie, inklusive der Weiterentwicklung der Netze und Infrastruktur mit Windrädern, Photovoltaik-Anlagen, Biogas und Wasserkraft und mit viel schnelleren Genehmigungszeiten. Insbesondere Biogas ist eine interessante Option, die viel offensiver erschlossen werden muss.

Infineon hat im September 2021 ein neues Halbleiterwerk in Villach eröffnet. Was genau wird in der Chipfabrik produziert und inwiefern kann diese Produktion einen Beitrag zur Energiewende und ­Erreichung der Klimaziele leisten?

Wir investieren 1,6 Milliarden Euro in das neue Chip-Werk in Villach. Es ist eines der modernsten weltweit. Hier fertigen wir Mikrochips für Elektromobilität, Rechenzentren, Solar- und Windenergie. Mit diesen Leistungshalbleitern/„Energiesparchips“ erschließen wir das große ­Potenzial der Energieeffizienz und tragen damit einen wesentlichen Teil zur Lösung der Klimakrise bei. Wir investieren in Forschung, Entwicklung und Fertigung, in neue noch effizientere Halbleitermaterialien und leisten mit Spitzentechnologien aus Österreich heraus einen relevanten Beitrag zur Umsetzung der Pariser Klimaziele und des Green Deals.

Salzburg Summit

Die internationale Konferenz wird heuer von 27. bis 30. Juli in ­Salzburg stattfinden und dient als Plattform für den Austausch von Ideen. ­Hochkarätige Führungskräfte und interessante Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kommen zusammen, um unter dem Generalthema „Challenges“ die ­aktuellen Herausforderungen aus verschiedensten Blickwinkeln zu ­diskutieren und einen Blick auf ­zukünftige Trends und Themen zu werfen. Salzburg Summit wird heuer zum dritten Mal veranstaltet.

salzburgsummit.com

Information

Der Beitrag wird finanziell ­unterstützt von der ­­Industriellenvereinigung.

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