Salzburger Festspiele

Die Heilige Johanna vor dem Gericht der Tiere

Salzburger Festspiele, Fotoprobe am 22. Juli 2022.
Salzburger Festspiele, Fotoprobe am 22. Juli 2022.APA/BARBARA GINDL
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Ouverture spirituelle in Salzburg: In Arthur Honeggers „Jeanne d’Arc au bûcher“ ist Johanna nicht nur Opfer und Heilige, sondern auch indirekt Heldin der Résistance. Eine famose konzertante Aufführung mit Irène Jacob in der Titelpartie unter Maxime Pascal.

Der Tiger? Lässt sich entschuldigen. Der Fuchs? Meldet sich krank. Die Schlange? Ist entschlüpft. Wer bleibt übrig? „Porcus! Porcus! Grunz! Grunz!“: Das Schwein übernimmt den Vorsitz. Die Schafe werden Beisitzer, der Esel Schriftführer: Da kann ja nichts mehr schief gehen bei der Gerichtsverhandlung gegen Johanna von Orleans – und die Angeklagte wird wie gewünscht als Hexe zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

In Arthur Honeggers dramatischem Oratorium „Jeanne d’Arc au bûcher“, komponiert 1936 auf einen Text von Paul Claudel, stehen die vermenschlichten Tiere in der Tradition des „Roman de Fauvel“, einer satirischen französischen Versdichtung des 14. Jahrhunderts: Damien Bigourdan und Emilien Diard-Detoeuf lieferten komödiantische Kabinettstücke bei der konzertanten Aufführung unter Maxime Pascal. Spätestens dann, wenn jedoch die Wiedervereinigung des „Riesen Mühlwind“ und der „Mutter Weinfass“ gefeiert wird, Symbole für Frankreichs nördliche Kornkammer und südliche Weinberge, fühlt man sich auch erinnert an jene deftige, noch ältere Vagantenlyrik, in die sich Carl Orff zur gleichen Zeit in seinen „Carmina Burana“ mit holzschnittartig-archaischer Lust neu eingefühlt hat: Orffs strenges, karges Spätwerk „De temporum fine comoedia“ hat heute, Dienstag, Premiere in der Felsenreitschule, gemeinsam mit Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ – in der neuerlichen Zusammenarbeit von Romeo Castellucci und Teodor Currentzis gewiss jene Produktion dieses Sommers, die mit größter, kontroversiell unterfütterter Spannung erwartet wird.

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