Leitartikel

Wer nur anständige Menschen sehen will, soll Festspiele meiden

Teodor Currentzis
Teodor CurrentzisAFP via Getty Images
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Wieso erwarten wir von Teodor Currentzis vorbildliches Verhalten in Sachen Ukraine-Krieg? Es ist nicht die Aufgabe von Künstlern, untadelig zu sein.

Jetzt spricht er endlich! Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis nämlich, vielfach gezaust für seine Weigerung, klare Worte zum Angriffskrieg auf die Ukraine zu finden. Was spricht er also nun nach langem Schweigen, exklusiv in einem „Festspieltalk“ für Servus-TV? Laut Vorausmeldung des Senders unter anderem dieses: „Ich bin Grieche. Und Griechenland hat ein wichtiges Wort hervorgebracht: Demokratie. Dieses Wort bedeutet mir viel. Es bedeutet, dass jeder Mensch über sich selbst entscheiden kann.“

So geht's weiter. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Currentzis auch Trefflicheres über Politik gesagt hat, aber eher nicht anzunehmen.
Muss er auch nicht. Seine Verflechtungen mit russischen Institutionen sind geprüft worden, sie haben die Prüfung offenbar bestanden. Wir würden uns freuen, wenn er sich zu einer Kritik an Putin durchränge, können aber auch damit leben, dass er es nicht tut, weil er sich selbst und seine Mitspieler schützen will. Das mag nicht moralisch vorbildlich sein – aber wer sagt denn, dass Künstler moralische Vorbilder sind? Dass sie, Goethe gehorchend, edel, hilfreich und gut sind?

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