Studie

Frühgeborene könnten besser versorgt werden

Bei der neonatalen Intensivmedizin gibt es noch Verbesserungsbedarf.
Bei der neonatalen Intensivmedizin gibt es noch Verbesserungsbedarf.(c) DIANA BAGNOLI
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Für die Blutarmut von Frühgeborenen gibt es nach wie vor keine allgemeinen klinischen Richtlinien. Eine Studie der medizinischen Universität Wien zeigt das Verbesserungspotenzial bei Versorgung Frühgeborener auf.

Jedes zweite Frühgeborene erhält aufgrund einer Anämie Transfusionen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Dabei gibt es keine allgemein akzeptierten klinischen Richtlinien, ab welchem Grad der Blutarmut transfundiert werden soll bzw. muss. Forscher der Medizinischen Universität Wien überprüften nun die derzeitige Datenlage. Ihr Review wurde im Fachjournal "The Lancet Haematology" publiziert und zeigt Verbesserungspotenzial bei Versorgung Frühgeborener auf.

Der Review verstehe sich als Anstoß zur Erforschung und Entwicklung von Verbesserungen in der neonatalen Intensivmedizin, hieß es in einer Aussendung am Dienstag. Das Problem, das die Wissenschafterinnen und Wissenschafter ihrer Übersichtsarbeit zugrunde legten, ist nicht die fehlende Zahl an Studien zu Erythrozytentransfusionen bei Frühgeborenen, sondern die spärliche wissenschaftliche Evidenz.

Verbesserungsbedarf bei neonataler Intensivmedizin

So wies das Team um Angelika Berger und Vito Giordano von der Klinischen Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien auf mehrere Punkte hin, die die Vergleichbarkeit zwischen den Studien herabsetzen und folglich die Integration der Ergebnisse in klinische Richtlinien nahezu unmöglich machen.

Weiters könne bis jetzt nicht zuverlässig festgestellt werden, ob die Verabreichungen von Erythrozytentransfusionen mit Komplikationen der Frühgeborenen wie Erkrankungen des Darms (nekrotisierende Enterokolitis), der Netzhaut (Frühgeborenenretinopathie) bzw. der Lunge (bronchopulmonale Dysplasie) oder mit entwicklungsneurologischen Beeinträchtigungen zusammenhängen.

Aus der insgesamt unklaren Datenlage schließen die Studienautorinnen und -autoren auf ein enormes Verbesserungspotenzial in der neonatalen Intensivmedizin: "Unsere Übersichtsarbeit versteht sich als Anstoß zur Erforschung und Entwicklung von Verbesserungen der therapeutischen Möglichkeiten bei Frühgeborenen", fasst Studienleiterin Angelika Berger zusammen.

Sieben Prozent der Babys kommen zu früh

Eine Option wäre zukünftig möglicherweise die Verabreichung von fetalen Erythrozyten, welche aus Nabelschnurblut gewonnen werden könnten. Derzeit werden den Frühgeborenen rote Blutkörperchen von erwachsenen Spendern transfundiert, die sich erheblich von denen der Babys unterscheiden und folglich als physiologisch unangemessen angesehen werden können. Diesbezüglich seien weiterführende Studien an der MedUni Wien geplant, hieß es.

Daten aus der Statistik würden die Wichtigkeit unterstreichen, die Versorgung von Frühgeborenen zu optimieren, wurde in der Aussendung unterstrichen. In Österreich liegt die Frühgeburtenrate bei sieben Prozent, weltweit kommen laut WHO jährlich rund 15 Millionen Frühgeborene auf die Welt. Aufgrund der physiologischen, hämodynamischen und respiratorischen Unreife ist Frühgeburt ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand, der Komplikationen in mehreren Organsystemen mit sich bringen kann. Von Anämie zum Beispiel ist jedes zweite Frühgeborene betroffen. Obwohl die Fortschritte in der neonatalen Intensivmedizin in der jüngsten Vergangenheit die Sterblichkeitsrate erheblich gesenkt haben, ist Frühgeburtlichkeit immer noch eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren.

(APA)

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