Eröffnung in Salzburg

Van der Bellen warnt vor Beendung der Sanktionen gegen Russland

Putin führe eine „imperalistisch geprägten Krieg gegen Europa“, sagte der Bundespräsident bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele. Diese „Auseinandersetzung zwischen Despotie und Freiheit“ werde noch länger dauern.

„Desertieren wir aus der Eintönigkeit des Krieges in die Vieltönigkeit der Kunst!“ Mit diesem Aufruf hatte Schriftsteller Ilija Trojanow seine Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele beendet. Keine ästhetischen Vergleiche bemühte dann Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Eröffnungsansprache, er verzichtete auch auf den launigen Ton, den er in innenpolitischen Stellungnahmen gern anschlägt.

Er begann vielmehr fast deklamatorisch: „Unsere Freiheit und das gesamte Modell unseres Zusammenlebens werden gerade auf eine harte Probe gestellt. Unsere Demokratie wird angegriffen. Mit hoher Aggression und Vernichtungswut. Wir haben wieder einen Krieg in Europa.“ Grund für diesen Irrsinn sei, dass „ein Diktator es nicht ertragen kann, dass Menschen in individueller Freiheit und Unabhängigkeit leben wollen. Weil er uns Europäer belächelt und für verweichlicht hält.“ So wolle Putin „nicht nur die Ukraine, sondern auch uns in die Knie zwingen“. Dies sei eine „Auseinandersetzung zwischen Despotie und Freiheit“, die „nicht in ein paar Wochen oder Monaten vorbei“ sei, urteilte Van der Bellen und tadelte im Nachhinein die Politik, die Europa in Abhängigkeit von Russland gebracht hat: „Wir haben es nicht gesehen. Oder wollten wir es nicht sehen? Vielleicht weil es bequem war? Weil wir zu sehr an eine ökonomische Win-win Situation geglaubt haben? Weil wir vielleicht zu gierig waren?“

Dann warnte er davor, die Sanktionen gegen Russland zu beenden: „Wir würden mit unserer Souveränität, mit unserer Sicherheit und vor allem: mit unserer Freiheit bezahlen.“ Denn Putin führe einen „imperialistisch geprägten Krieg“. Dieser stelle auch Österreich auf die Probe: Es steuere auf „ein massives Energieproblem“ zu, auf ein „massives Teuerungsproblem“, und „wenn jetzt nicht gehandelt wird, auf ein massives Entsolidarisierungsproblem“. Dagegen helfe Besinnung auf europäische Stärken: „Glauben wir an die Kreativität von 450 Millionen Köpfen. Glauben wir an die schöpferische Kraft von 900 Millionen Händen.“ Der Präsident warnte vor Spaltung („All jene, die jetzt insgeheim oder ganz ungeniert mit den Interessen Putins sympathisieren oder tatsächlich oder vermeintlich mit ihm kollaborieren, gefährden unseren Zusammenhalt doppelt“) und forderte zur Solidarität auf, auch mit jedem, „der die Heizungsrechnung im Winter nicht mehr zahlen kann“. Man möge jetzt schon beginnen, „den Überfluss dort zu reduzieren, wo es möglich ist, damit wir im Winter das Notwendige für alle aufrechterhalten können“. Man müsse „akzeptieren, dass unser Leben in diesen Zeiten nicht einfach so weitergehen kann wie bisher“, das sei „der Preis unserer Freiheit“.

Haslauer: „Die Kunst darf nicht kapitulieren!"

Ähnlich ernst klangen alle Reden davor. Die neue Festspielpräsidentin Kristina Hammer nannte die Kunst „vermutlich das einzige Instrument, das unsere Individualität und unseren Gemeinschaftssinn gleichermaßen stärkt“. Landeshauptmann Wilfried Haslauer erklärte: „Bei aller Betroffenheit: Die Kunst darf vor dem Krieg nicht kapitulieren!“ Künstler, die den Krieg fördern oder rechtfertigen, hätten „ohne Zweifel keinen Platz im Friedenswerk der Salzburg Festspiele und ihrer humanistischen Sendung“. Die Kunst sei es, „die uns darin stärkt, die Idee einer friedlichen Welt zu leben“, formulierte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Noch vor dem Festakt wurde ein nicht kriegs-, sondern virusbedingter Einschnitt ins Programm bekannt: Aufgrund von Coronafällen im Ensemble wird die für 27. Juli geplante Premiere von „Ingolstadt“ auf 1. August verlegt.

(Ag./Red. )

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