Gastkommentar

Teodor Currentzis soll endlich sprechen

(c) Peter Kufner
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Einer der herausragenden Dirigenten hat längst unmissverständlich Stellung zum Krieg in der Ukraine bezogen.

Der Autor:

Sven Hartberger (geb. 1958) ist Jurist, Autor und Dramaturg. Von 1989 bis 1999 war er Intendant des Wiener Operntheaters, danach übernahm er die künstlerische Leitung des Klangforums Wien, dem er bis zum Jahr 2019 als Intendant vorstand. Seit März des Vorjahres ist Hartberger Sprecher der Gemeinwohl-Ökonomie Österreich.

Auf dem Weg ins Festspielhaus werde ich von einer Bekannten zur Rede gestellt: Ob ich jetzt wirklich und wahrhaftig in das Konzert unter der Leitung dieses russischen Dirigenten gehen wolle. Sie selbst helfe nämlich Frauen und Kindern aus der Ukraine, und Teodor Currentzis, das gehe natürlich gar nicht. Die kontaminierten Eintrittskarten habe sie zurückgegeben, und so weiter, und so fort.

Kontaminiert, das ist bestimmt das richtige Wort für die Atmosphäre, die mit staunenswerter Selbstgerechtigkeit, aber ohne wirkliche Grundlage seit dem Beginn des russischen Raubkriegs von den Feuilletons gar nicht weniger Qualitätsmedien geschürt und verbreitet wird. Ist halt eine saftige Geschichte. Mit Kummer und Scham sieht man, wie kaum ein Rezensent den Kotau vor den Wortführern dieses infamen Mobbings verweigert, und kaum eine Kritik von Currentzis' Auftritten erscheint ohne den düster raunenden Hinweis auf unangenehme Fragen, die an ihn zu stellen wären.

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