Heftige Kritik

Orbán rechtfertigt sich nach Rede über "Gemischtrassige"

Ungarns Premier Viktor Orbán hat mit seinem Auftritt im rumänischen Baile Tusnad in Siebenbürgen für Empörung gesorgt.
Ungarns Premier Viktor Orbán hat mit seinem Auftritt im rumänischen Baile Tusnad in Siebenbürgen für Empörung gesorgt.APA/AFP/GABRIEL BOUYS
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Eine enge Fidesz-Vertraute ist als Reaktion auf rassistische Äußerungen Orbáns zurückgetreten. „Goebbels würdig“ seien sie gewesen, schreibt sie in einem offenen Brief. Ungarns Regierungschef versucht sich zu rechtfertigen.

Hinsichtlich Antisemitismus und Rassismus verfolgt Ungarns Regierung eine "Politik der Null-Toleranz". Mit diesen Worten hat sich Ungarns Premier Viktor Orbán bezüglich der heftigen Kritik an seinen Aussagen zur "Rassenvermischung" vom vergangenen Samstag im rumänischen Kurort Baile Tusnad gerechtfertigt. Orbán besucht am morgigen Donnerstag Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in Wien.

Orbán richtete sein am Dienstagabend veröffentlichtes kurzes Schreiben an seine langjährige Mitstreiterin, die Soziologin Zsuzsa Hegedüs. Die Beauftragte des Regierungschefs für gesellschaftlichen Anschluss war aus Empörung über die rassistischen Äußerungen Orbáns am Dienstag zurückgetreten. Diese Aussagen "wären Goebbels würdig", so Hegedüs in einem offenen Brief an den Premier in Anspielung auf den Propagandaminister Nazideutschlands, Joseph Goebbels.

Der Regierungschef verwies in dem Schreiben an Hegedüs auf seine christlichen Überzeugungen als Beweis dafür, dass er kein Rassist sein könne: "Wir kennen uns ewig und Du kennst meine Auffassung, nach der der liebe Gott jeden Menschen nach seinem Bild erschaffen hat", schrieb Orbán. Deswegen sei Rassismus in seinem Fall "ab ovo ausgeschlossen". Er nahm den Rücktritt von Hegedüs mit Bedauern zur Kenntnis.

„Wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden"

Orbán hatte am Samstag in einer Rede vor Anhängern in Baile Tusnad (ungarisch: Tusnádfürdö) erklärt: "Es gibt nämlich jene Welt, in der sich die europäischen Völker mit den Ankömmlingen von außerhalb Europas vermischen. Das ist eine gemischtrassige Welt." Dem gegenüber gebe es das Karpatenbecken, wo sich europäische Völker wie Ungarn, Rumänen, Slowaken und andere miteinander vermischten. "Wir sind bereit, uns miteinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden", hatte er bei seiner heurigen Ansprache im Rahmen der von Angehörigen der ungarischen Minderheit in Rumänien veranstalteten Sommeruniversität betont.

Die Aussagen des Regierungschefs wurden von vielen Seiten im In-und Ausland heftig kritisiert, darunter auch vom Internationalen Auschwitz Komitee. Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner hatte Nehammer aufgefordert, dieser solle Orbán mitteilen, "wie seine rassistischen Ausflüge in die Vergangenheit und in die Zukunft Europas innerhalb der Europäischen Union bewertet werden".

Auch der Oberrabbiner Ungarns, Róbert Frölich, hatte offene Kritik an Aussagen Orbáns zur "Rassenvermischung" geübt. "Viele Rassen bevölkern unseren Planeten. Auf zwei Beinen, arbeitend, sprechend, manchmal auch nachdenkend gibt es aber nur eine Rasse auf dieser Erde: den Homo sapiens sapiens. Diese Rasse ist eine und unteilbar", kommentierte der Oberrabbiner Orbáns Aussagen auf Facebook.

(APA)

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