Salzburger Festspiele

Das Trauma, ein Leben: Schwarzer Erfolg in Salzburg

SALZBURGER FESTSPIELE 2022: FOTOPROBE ?HERZOG BLAUBARTS BURG?
SALZBURGER FESTSPIELE 2022: FOTOPROBE ?HERZOG BLAUBARTS BURG?(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Romeo Castellucci deutet an einem langen Doppelabend Bartóks „Blaubart“ als Dokument einer traumatisierten Mutter – und trifft mit Carl Orff einen Nerv beim Publikum. Wie gesungen wird, ist da nicht mehr ganz so wichtig, Dirigent Teodor Currentzis legt mehr Wert auf Details als auf Schlagkraft.

Finsternis. Ein Baby weint. In sein Schreien mischt sich bald ein besorgniserregender Husten, der immer quälender mit anzuhören ist. Dann plötzlich Stille – und der verzweifelte Schmerzensausbruch einer Frau. Das ist also das prägende Trauma, das Romeo Castellucci der Judit für ihr Bühnenleben verordnet: der Verlust ihres Kindes. Schon rechnet man fix damit, dass das Baby ganz am Ende wiederkehren würde: Zielt der Regisseur nach dem Ende allen Seins vielleicht auf die Andeutung einer Wiedergeburt, eines ewigen Kreislaufs – mit einem glücklichen Kinderlachen nach dem letzten Ton?

Aber nein. Wie wir noch sehen werden, baut Castellucci die zweifache Klammer anders, die den langen, durch eine Pause von beinahe Bayreuther Dimensionen überlang gemachten Abend verbinden soll - diese wohl noch nie dagewesene Kombination von Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ und Carl Orffs „De temporum fine comoedia“. Zuerst das Beziehungsdrama, voll mit dem psychologischen Symbolismus der anbrechenden Moderne, uraufgeführt 1918 in Budapest. Dann das alles Individuelle hinter sich lassende, oratorienhafte Mysterienspiel über die letzten Dinge, aus der Taufe gehoben 1973 bei den Salzburger Festspielen. Ein Jahr übrigens, in dem in Österreich aus Energiespargründen ein Tempolimit von 100 km/h eingeführt und die Temperatur in Amtsräumen auf 20° C beschränkt wurde . . .

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