Krisenvorsorge

Mercedes will Gasverbrauch halbieren

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Der Bedarf könne gesenkt, das Gas in Absprache mit Versorgern durch Strom und Öl ersetzt werden, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius am Mittwoch.

Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz arbeitet angesichts der Gaskrise mit Hochdruck an einer Halbierung seines Verbrauchs. Der Bedarf könne gesenkt, das Gas in Absprache mit Versorgern durch Strom und Öl ersetzt werden, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius am Mittwoch. Die deutsche Regierung und Industrie stünden schon länger im engen Austausch, um die Energieversorgung zu sichern.

"Jedes einzelne Unternehmen hat das ganz oben auf der Agenda und arbeitet daran", ergänzte Källenius. "Unser Plan einer Reduktion von 50 Prozent beweist, wenn wir das können, können andere das auch." Die Lackiererei im Werk Sindelfingen könne zum Beispiel im Notfallmodus jetzt ohne Gas betrieben werden. Der Gasstreit sei ein "Weckruf", die Energiewende zu beschleunigen. Der Autobauer hatte schon früher angekündigt, für den Klimaschutz seinen Anteil erneuerbarer Energie von heute 40 Prozent bis Ende des Jahrzehnts auf 70 Prozent zu steigern.

Russland dreht in Reaktion auf die EU-Sanktionen gegen das Land wegen des Ukraine-Kriegs den Gashahn weiter zu. Die deutsche Regierung sucht händeringend nach Alternativen zu russischem Gas und Möglichkeiten, Gas einzusparen.

Jahresprognose angehoben

Die Umstellung werde heuer Kosten verursachen, aber keine besonders hohen, erklärte Källenius weiter. Trotz aller Widrigkeiten - Ukraine-Krieg und Coronapandemie, gestörte Lieferketten und Chipmangel, Inflationssorgen der Verbraucher und steigende Zinsen - verdient Mercedes-Benz so gut, dass Källenius die Jahresprognose anhob. Der Umsatz soll bei leicht steigendem Absatz nun deutlich zulegen und nicht nur leicht. Der Betriebsgewinn wird jetzt leicht über dem Vorjahresniveau von 16 Milliarden Euro erwartet, bisher ging der Konzern von Stagnation aus.

Hintergrund ist die anhaltende Sondersituation seit Ausbruch der Coronapandemie 2020: Der Mangel an Halbleitern drosselt die Autoproduktion, sodass die Nachfrage weiter höher als das Neuwagenangebot ist. Der deutsche Premiumhersteller konzentriert sich auf besonders profitable Modelle, kann höhere Preise durchsetzen und bleibt auf der Kostenbremse. Die Strategie, mehr auf Klasse statt Masse zu setzen, schlug Källenius schon vor der Coronakrise ein. Die Preispolitik soll beibehalten werden, auch wenn das Angebot nicht mehr länger verknappt wäre. Die Marke mit dem Stern wolle auch künftig keine Neuwagen über Anreize, also höhere Rabatte, in den Markt drücken, sagte Källenius. "Generell wird unsere Strategie profitablen Wachstums und einer wohlüberlegten Marktbearbeitung beibehalten, unabhängig von der Halbleitersituation."

Im zweiten Quartal konnte der DAX-Konzern den Gewinn trotz gesunkenen Absatzes der Pkw-Hauptsparte steigern. Von April bis Juni stieg das Betriebsergebnis um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 4,6 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um 7 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro, obwohl Mercedes-Benz wegen der Halbleiterknappheit mit 487.100 Autos um 7 Prozent weniger absetzte. Die Pkw-Umsatzrendite verbesserte sich um rund eineinhalb Prozentpunkte auf 14,2 Prozent. Für das Gesamtjahr hoben Källenius die Prognosespanne auf 12 bis 14 Prozent an von zuvor 11,5 bis 13 Prozent.

Die kleinere Van-Sparte soll die Verkaufszahl ebenfalls leicht steigern und acht bis zehn Prozent Rendite erzielen. Ihr Betriebsergebnis sank im zweiten Quartal um 12 Prozent auf 414 Millionen Euro trotz eines Umsatzanstiegs.

Es gebe trotz aller Herausforderungen in der Wirtschaft weltweit gute Gründe, mit Zuversicht nach vorne zu schauen, erklärte Källenius. "Allen voran die anhaltend starke Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden weltweit und weitere wichtige Produktneuheiten."

(APA)

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