VW T-Roc

Das doppelte Rockchen: Mit R oder ohne Dach

Clemens Fabry
  • Drucken

Volkswagens Bestseller T-Roc hat Luft für zwei Extravaganzen: ein Cabrio für die schönere Jahreszeit und eine 301-PS-Variante für Freunde der üppigeren Motorleistung. Lassen sich die beiden vergleichen?

Eines der wenigen Cabrios, die es unterhalb der Luxusklasse noch gibt. Das T-Roc Cabrio startet bei 34.990 Euro.
Eines der wenigen Cabrios, die es unterhalb der Luxusklasse noch gibt. Das T-Roc Cabrio startet bei 34.990 Euro.Clemens Fabry

Duell ist dies keines, denn unterschiedlicher könnten zwei Fahrzeugtypen kaum sein: hier zwei Türen und kein Dach, dort vier Türen und viel Krach. Die zwei T-Rocs sprechen also sehr unterschiedliche Käuferschichten an, beide Minderheiten in der Masse der 294.000 Käufer weltweit im Vorjahr.
Wobei, das Cabrio hat sich in einzelnen Märkten als Überraschung präsentiert. Zeitweise wird jeder vierte T-Roc in Deutschland ohne festes Dach ausgeliefert. Seit es das Golf Cabrio nicht mehr gibt, und im Grunde auch sonst keine Cabrios mehr außer im Hochpreisigen, ist das leicht erklärbar. Land Rover indes hat das (sehr teure) Range Rover Evoque Cabrio nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Wer etwas für die offene Gattung übrig hat, sollte Gefallen finden am T-Roc mit seinem klassischen Stoffverdeck. SUV-Cabrio, das mag zunächst abschreckend klingen, aber unbestreitbar hat VW ein offen wie geschlossen ansehnliches Fahrzeug auf die Räder gestellt, das Leichtigkeit und Lebensfreude suggeriert. Was ungefähr auch der Sinn eines Cabrios ist – generiert aus dem freien Zutritt des Fahrtwinds in den Innenraum, der in der schöneren Jahreszeit als Sonnendeck fungiert.

Kaum zerzauselt

Weil das Dach binnen neun Sekunden auf Knopfdruck hochfährt und sich im Heck säuberlich zusammenfaltet (ohne dafür einen Verdeckkasten zu benötigen), dies auch fahrend bis 50 km/h, braucht man nicht erst meteorologische Gutachten einzuholen, um die Haube zu lüpfen. Es geht ja, bei ersten Regentropfen und Gänsehaut, ebenso schnell wieder zu.
So zerzauselt wie früher etwa im Käfer Cabrio wird einem das Haupthaar übrigens nicht, insbesondere die zuweilen etwas unangenehme Luftwalze von hinten ist durch schlaue Aerodynamik neutralisiert. Problemlos kann man auch bei Autobahntempo offen fahren, ohne hernach, benommen und von Windgeräuschen halb ertaubt, aus dem Auto zu taumeln.

303 Pferde auf diesem Bild: Der Zweiliter-Turbo des T-Roc R leistet 301 PS.
303 Pferde auf diesem Bild: Der Zweiliter-Turbo des T-Roc R leistet 301 PS.Clemens Fabry

Die Schattenseiten? Wie bei jedem Cabrio braucht es Platz für das Verdeck und seine Kinematik. Davon ist im Innenraum zwar nicht viel zu merken, außer dass man in den Fond über die Vordertüren zusteigen muss, weil es hinten keine gibt. Der Fußraum im Fond ist etwas reduziert, das ist aber nur für größere Erwachsene ein Thema. Dabei ist das Cabrio länger als der verlötete T-Roc und hat auch mehr Radstand. Dennoch ist der Kofferraum auf 284 Liter geschrumpft und damit um fast ein Drittel kleiner als normal. Man mag draufkommen, dass dies im Normalfall ausreicht; als Familienauto findet das Cabrio ohnehin kaum in die engere Auswahl.
Den offenen T-Roc gibt es mit einem kleinen Dreizylinder-Benziner, der für die meisten Belange auslangen mag – richtig spritzig und damit zum Lebensgefühl passend ist freilich der famose 1,5-Liter-TSI, ein mit 150 PS spaßig zu fahrender, dennoch sparsamer Hightech-Vierzylinder. Wir bilanzierten mit 6,8 Litern auf 100 km. Mit DSG ergibt das einen Grundpreis von 40.450 Euro; die reichhaltige Styling- und Ausstattungslinie R-Line, die unser Exemplar zierte, erhöht den Preis auf 48.260 Euro.

Der gute Spruch

Für den gewissen Klang sorgt die Auspuffanlage des slowenischen Spezialisten Acrapovic.
Für den gewissen Klang sorgt die Auspuffanlage des slowenischen Spezialisten Acrapovic.Clemens Fabry
Tadellose, ja vorbildliche Ergonomie und durchwegs Hochwertigkeit an Bord des T-Roc R. Die Slider zum Justieren von Temperatur und Lautstärke nerven jedoch.
Tadellose, ja vorbildliche Ergonomie und durchwegs Hochwertigkeit an Bord des T-Roc R. Die Slider zum Justieren von Temperatur und Lautstärke nerven jedoch.Clemens Fabry

Und das Gewicht? Cabrios sind ja schwerer, weil sie für den Entfall des Daches an anderen Stellen stabiler ausgeführt sein müssen. Mit 180 kg ist das Mehrgewicht aber kein großer Faktor.
Noch ein paar Kilogramm mehr, nämlich 1568 kg, bringt der mit Allrad bewehrte T-Roc R auf die Waage. Er findet dennoch Aufnahme in den Klub der Autos, die unter fünf Sekunden auf 100 sprinten können. Dazu verhelfen ihm die 301 PS des bekannten Zweiliter-Turbomotors, der auch im Golf GTI und fast unzähligen anderen Konzern-Derivaten für Dynamik sorgt. Die Schaltarbeit gehört serienmäßig dem DSG, bitte gerne. Bilanz an der Tankstelle: 7,8 Liter l/100 km.
Wir sprachen von Krach, den dieser Vierzylinder aber nicht wirklich produziert – darf er auch gar nicht, die geltenden Vorgaben zum Lärmschutz sind streng. Die edle Acrapovic-Auspuffanlage mit vier Endrohren (Aufpreis fast 4500 Euro) bemüht sich dennoch um einen guten Klang, um den richtigen Spruch, der auch geliefert wird, sobald der Sport-Modus (über einen R-Knopf am Lenkrad) aktiviert ist. So kann man diskret und unauffällig seiner Wege rollen, aber auch aufdrehen, wenn die Umstände passen. Wenn man das Heck so betrachtet, denkt man: Lamborghini Urus des kleinen Mannes! Das liegt wohl auch an der schönen Lackierung in Kings Red Metallic (890 Euro).
Wie alles an dem Auto ist auch das Fahrwerk sauber und kompetent abgestimmt. Es vermittelt ein genaues Bild der Straßenlage, ohne jeden Härtefall weiterzuleiten. Man kann den T-Roc R sehr sportlich fahren, findet verlässliche Bremsleistung und ebensolche Traktion vor – muss allerdings auch mehr Platzbedarf für Lastwechselreaktionen durch den hohen Schwerpunkt einrechnen. Ein SUV oder Cross-over, alles mit hohem Aufbau, ist nun einmal kein Sportwagen.
Einer der Gründe, warum man den T-Roc mag, egal in welcher Variante, ist die hervorragende Ergonomie – wie man also sitzt, das Lenkrad hält, wie man lange Zeit konzentriert und ermüdungsfrei fahren kann. Dazu ist auch das hervorragende Gestühl (in diesem Fall R-Line) und ein gut bedienbares Bordsystem (per Touchscreen) zu zählen. Schade nur, dass die dummen Slider am Lenkrad und anderswo den Eindruck etwas trüben. Niemand mag sie! Das soll einem die Laune aber auch nicht verderben – Dach auf und raus in den Fahrtwind mit dem Grant.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.