Carinthischer Sommer

Strand, Geister, maskenlose Gesichter: Mitreißende Musikalität

In einem Mini-Festival waren beim Carinthischen Sommer drei Konzerte von jungen Künstlern bzw Ensembles zu hören: Alfredo Ovalles, Purple is the Color und das Moritz Weiß Klezmer Trio.

In himmlische Sphären steigt man mit „Hora facile“, einem Geistertanz, wie er bei jüdischen Hochzeiten gespielt wird: Moritz Weiß und sein Klezmertrio sorgten im Alban Berg Konzertsaal in Ossiach für mitreißende Stimmung. Moritz Weiß (Klarinette), Maximilian Kreuzer (Kontrabass) und Niki Waltersdorfer (Gitarre) nehmen Klezmermusik zum Anlass etwas eigenes, neues zu erschaffen – mit klassischen und jazzigen Einflüssen, zeitgenössisch und dabei doch nie akademisch konstruiert. Was die drei mit viel Spielfreude und –witz auf die Bühne bringen, berührt und begeistert. Ob wie bei „Ontario“ Strand- und Urlaubsfeeling aufkommt, die Zuhörer durch den „Fleischwolf“ gedreht werden oder „Alle Bryder“ einen aus dem Himmel wieder auf die Erde zurückholen. Virtuos zwitschert Weiß auf der Klarinette, Waltersdorfer nutzt den Gitarrenkorpus schon mal als Drums und Kreuzer ist äußerst wandlungsfähig am Bass. Die von Weiß geschriebenen Stücke glänzen durch originelle Musikalität und feines Gespür fürs Instrumentarium.

Postmodernes Gebet

„Als Festival im Festival“ bezeichnete Holger Bleck das Konzert „The New Austrian Sound of Music“. Ein Solist sowie zwei Bands des Nasom-Förderprogramms waren hier zu hören – vielversprechende junge österreichische Künstler werden vom Außenministerium unterstützt. So auch der Pianist Alfredo Ovalles, der den Auftakt des Konzerts machte. Sein Stück „Illuminati Rainbows“ ist Teil eines Liederzyklus, an dem er gerade arbeitet: Klaviermusik, Elektronik und Stimme erheben sich zu einem postmodernen Gebet. Es fordert einiges an Konzentration, sich auf Text und ganz neuartige Klänge einzulassen, zieht aber dann doch in seinen Bann, oder mit Ovalles Worten in „entropy and space“.

Die Grenzen ihrer Instrumente loten „Purple Is The Color“ aus, die die dritte Performance des Abends spielen. Die Jazzband um den Linzer Pianisten Simon Raab (Stepan Flagar, Saxofon, Martin Kocián, Kontrabass und Michal Wierzgon, Schlagzeug) spielt Kompositionen aus ihrem neuen Album Epic. Da werden Klaviersaiten auch mal gezupft und das Sopransax zum Jaulen gebracht. Aber nicht aus Effekthascherei sondern aus schlüssiger musikalischer Überzeugung. Mal cool, mal feurig und mal gruselig klingen die Kompositionen (z.B. „Klamauk“, „Unmasked“, „When I see your face“). „So schaut es aus, wir werden die Beatles des Jazz“, lautet der Anspruch der Band. Man kann ihnen nicht absprechen, auf dem Weg dahin zu sein. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.