Nicht im Wienerwald, sondern im Bundeskanzleramt fand das „Sommergespräch“ des Kanzlers mit Thomas Mohr und Bianca Ambros statt. Dabei ging es viel um Außenpolitik.
Zumindest gab es Obst im Bundeskanzleramt. Eine Schüssel und einen Teller, um genau zu sein. Erstaunlich viele Zitronen waren darauf, die gaben einen schönen Farbkontrast zu den Ribiseln und dunklen Weintrauben. Ein sommerliches Element, dass auf die eigentliche Natur des Interviews hinwies, sollte es doch ein „Sommergespräch“ sein. Gegrillt wurde diesmal nicht, ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer hatte am Donnerstag in den Kongressaal an den Ballhausplatz geladen. Er hatte keine Zeit, um hinaus ins Irenental zu fahren, wo die anderen Gespräche der Puls 4-Reihe stattfanden. Die Atmosphäre war so freilich eine andere. Es gab keine lockere Spazierrunde mit den Moderatoren Thomas Mohr und Bianca Ambros, kein Geplänkel am Grill, Nehammer musste kein Gemüse schneiden. Stattdessen ging es gleich in medias res.
Nehammer war bekanntlich Rhetoriktrainer, und doch entziehen sich seine Worte öfter seiner Kontrolle. Noch einmal entschuldigte er sich für seinen „Alkohol und Psychopharmaka“-Sager, nannte ihn Ironie, was freilich nicht ganz der Herkunft entspricht. „Einer, der sich unwissend zeigt“, heißt es im etymologischen Wörterbuch. Sarkasmus („beißender, verletzender Spott“) hätte es wohl eher getroffen. Mit Wissen, Unwissen oder Wissen-Wollen mag der Besuch des ungarischen Premiers Viktor Orban zu tun haben, der unlängst öffentlich rassistische Fantasien spann und einen Holocaust-Witz machte. Soll man so jemanden empfangen? Orban habe versucht, „seine Worte in die richtige Richtung zu drehen und klarzustellen, dass für ihn Antisemitismus und Rassismus absolut abzulehnen sind“, sagte Nehammer. Ob er bewusst das Wort drehen benutzte? „Völlig inakzeptabel“ seien solche Sager in Österreich, stellt der Kanzler immerhin klar.