Gastkommentar

Schreckbild Sexualisierung

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Es ist stets massentauglich, die zunehmende Sexualisierung der Gesellschaft zu beklagen. Dabei steht das, was derzeit unter dem Queer-Banner stattfindet, für das genaue Gegenteil.

Der Autor

Nico Hoppe (geboren 1999) hat Philosophie studiert, lebt und arbeitet als freier Autor in Leipzig. Er veröffentlichte bisher unter anderem Texte in der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“), „Welt“, „Frankfurter Allgemeinen“ („FAZ“) und im „Standard“.

Wie sich grundsätzlich sinnvolle Kritik mitunter selbst sabotiert, lässt sich gegenwärtig an der Debatte um Trans-Aktivismus und angebliche (Früh-)Sexualisierung studieren.

Die in Amerika wie in Europa anhaltende Diskussion drehte sich ursprünglich um den zentralen Glaubenssatz des Trans-Aktivismus, dass das Geschlecht frei wählbar und damit nichts weiter als eine letztendlich beliebig füllbare Leerstelle sei. In erster Linie sind es Feministen, die gegen dieses Dogma aufbegehren und auf die biologische Grundierung menschlicher Geschlechtlichkeit verweisen: Wenn jeder sich willkürlich als Frau definieren kann und vom Staat in diesem Recht geschützt wird, dann sind Schutzräume für Frauen bald passé, während beispielsweise Frauensport zu einer komplett absurden Veranstaltung verkommt.

Diese oft wiederholten Argumente gegen die Behauptung, ein sich als Frau identifizierender Mann sollte als eine Frau wie jede andere behandelt werden, sind in ihrer Einfachheit durchaus korrekt, auch wenn die als transfeindlich geächteten Kritiker etwas hilflos vor dem Phänomen zu stehen scheinen, dass die Zahl der Transitionen gerade jüngerer Menschen in den letzten Jahren enorm angewachsen ist. Um das alles begreifen zu können, müsste man die Gesellschaft als Ganzes in den Blick nehmen und versuchen, auf den Begriff zu bringen, welche Verhältnisse das Bedürfnis nach einer möglichst frühzeitig vorzunehmenden Geschlechtsumwandlung sowie den Wunsch nach unbedingter Flexibilität in allen Lebensbereichen und damit auch in der leiblich-sexuellen Sphäre überhaupt erst wecken.

Sich eine solche Entwicklung nur als Propagandaerfolg übergriffiger Ideologen zu erklären dokumentiert stattdessen die Ratlosigkeit der Kritiker.

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