Salzburg

„Hallelujah“, ganz ohne gegenreformatorischen Prunk

PK ´RESONANZEN 2012´ : SAVALL
PK ´RESONANZEN 2012´ : SAVALL(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Jubel für Händels „Messiah“ in einer frischen, leichtfüßigen, auf Fluss und Noblesse bedachten Interpretation unter Jordi Savall.

Dieses „Hallelujah“ kennt jeder. Im traditionellen spätromantischen Stil haben sich dessen Aufführungen noch viel stärker geähnelt als in unserer Zeit: Jetzt suchen die auf alten Instrumenten spielenden Ensembles statt eines Originalklangs zuweilen lieber einen Originellklang. Jordi Savall hat das nicht nötig. Federnd, engelhaft leichtfüßig kommt der himmlische Lobpreis bei ihm daher, ohne jedes irdische Gestampfe, das ja. Aber nirgends erhebt sich ein mahnender Zeigefinger, schiebt sich das Ego des Interpreten vor: Ausgewogener, natürlicher Fluss regiert im Klang aus den 22 Kehlen von La Capella Nacional de Catalunya und der 27 Musiker in Le Concert des Nations, ein schlankes, biegsames Stimmengeflecht – mit tadelloser Solotrompete und glänzenden Tutti.

Savall hält die Tempozügel straff

Trotzdem: Ist da nicht auch eine gewisse (spanische) katholische Strenge wahrzunehmen? Oder wäre das im Falle Savalls ein lachhaftes Stereotyp – bei diesem so verdienten Musiker, der sich so lange mit Religionen und Kulturen und ihrem kreativen Austausch beschäftigt hat: innerhalb Spaniens, zwischen Orient und Okzident, zwischen Kolonien und ihren euphemistisch „Mutterländer“ genannten Ausbeutern? Ein Stück weit jedoch bildet sich so etwas Ähnliches in seiner Interpretation sehr wohl ab. Oder zumindest etwas Unerschütterliches – denn unerbittlich oder steif klingt sein „Messiah“ nie. Aber er hält die Tempozügel fast durchwegs recht straff, außer vielleicht bei gewissen Finalwirkungen: Gerade die in der geistlichen Sphäre traditionellen Plagalschlüsse mancher Chöre (mit der 4. statt der 5. Stufe vor der Tonika) zelebriert er besonders würdevoll. Einige Auszierungen sind erlaubt, ansonsten gibt es freilich kaum je ein merkliches Verweilen, Verbreitern, ein betontes Eingehen auf den Text.

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