Migration: Großes Thema für Medien, kleines für Politik

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Migration Grosses Thema fuer(c) APA (RUBRA)
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Analyse von Printmedien im November ergab: Migration kam doppelt so oft vor wie Bildung. Die Berichterstattung in Qualitätsmedien ist überwiegend positiv oder neutral.

Das Interview mit dem türkischen Botschafter Tezcan, die Abschiebung der Komani-Zwillinge, die Roma-Debatte in Frankreich: Insgesamt 160.000 Wörter zum Thema Migration haben die Medienanalysten der Agentur Media Affairs in überregionalen Printmedien im November gezählt.

Die Auswertung des reinen Zahlenmaterials lässt folgende Schlüsse zu: Das Thema Migration ist in Österreichs Printmedien (analysiert wurden „Krone“, „Kurier“, „Presse“, „Standard“, „Österreich“, „Wirtschaftsblatt“, „Profil“, „Format“, „News“) sehr präsent, im Erhebungszeitraum der Studie sogar doppelt so stark wie die Bildungsdebatte mit 80.000 Wörtern. Die Berichterstattung in Qualitätsmedien ist überwiegend positiv oder neutral. Sehr migrantenfreundlich mit null bis wenig negativer Berichterstattung ist bei den Magazinen das „Profil“, bei den Tageszeitungen „Die Presse“.

Boulevard braucht Gesichter

Auch der Boulevard berichtet grundsätzlich freundlich, aber nur dann, wenn die Berichte mit Einzelschicksalen oder Gesichtern wie dem von Arigona Zogaj verknüpft sind. Sobald abstrakt über Integrationspolitik oder „Angstthemen“ wie Ausländerkriminalität geschrieben wird, ist die Berichterstattung überwiegend durch Schwarz-Weiß-Malerei und grobe Vereinfachung geprägt.

Überraschendes Ergebnis der Studie: Die Themen rund um Migration werden zu drei Vierteln von den Medien selbst vorgegeben und nicht von der Politik. „Die Politiker werden medial auf diese Bühne gezwungen, freiwillig will sie niemand betreten“, sagt Meinungsforscher Peter Hajek, der die Studie in Auftrag gegeben hat. Deswegen rät er: „Wenn man will, kann man diese Themen noch besetzen. Die Bühne ist frei.“ Freilich, die Analyse stellt nur einen Ausschnitt dar: Eine Auswertung der Medien im September, und damit vor der Wien-Wahl, hätte vielleicht wieder ganz anders ausgesehen. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2010)

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