Kunst

Der LimbusTraiskirchen im Spiegel der Kunst

Über den Ort verteilte Arbeiten verbinden politische Anklage mit Poesie.

Ein gespenstischer Zug von schwarzen Gestalten, mit Gepäck und Mühsal beladen, auf dem Weg zu einem ungewissen Ziel: Der Animationsfilm „Shadow Procession“ des Südafrikaners William Kentridge, eines der populärsten zeitgenössischen Künstler, machte einst bei der Documenta Furore. Wie aber kommt er nun in einer kürzeren Version ins Kulturzentrum Alte Schlosserei von Traiskirchen? In diesen Weinbauort vor den Toren Wiens, den fast jeder Österreicher wegen des dortigen Erstaufnahmezentrums für Flüchtlinge kennt? Um den Alltag der dort Wartenden und Hoffenden geht es denn auch, beim Ausstellungsparcours „What can be done? Praktiken der Solidarität“, den die Kuratorin Michaela Geboltsberger über das Ortsgebiet verteilt aufgestellt hat.

Jedes Jahr präsentiert eine andere Gemeinde Niederösterreichs „Kunst im öffentlichen Raum“, diesmal ist das Thema eminent politisch. Ein zweites Kentridge-Video zeigt vage Verheißungen auf Buchseiten, ohne klare Adressaten – wie bei der Sibylle von Cumae, die ihre Prophetien auf Eichenblätter schrieb, die dann der Wind auseinandertrieb. Das soll hier als Metapher dienen für die existenzielle Unbehaustheit, die viele der zur Untätigkeit Verdammten im Zwischenreich des Asylverfahrens erleben. Junge Künstlerinnen und Künstler, teils selbst mit Migrationshintergrund, umschreiben dieses Gefühl auf den neun weiteren Stationen. Die damit verbundene politische Anklage gegen zu lange Verfahren und eine repressive Praxis bei der Asylvergabe fällt bei den im Ortszentrum gezeigten Arbeiten allzu flach und plakativ aus. Aber durch den Stadtpark oder am Bahnhof vorbei in die Weinberge hinausspazierend, trifft man auf persönlichere, ins Poetische überhöhte Versuche, die berühren. So lohnt sich der Ausflug nach Traiskirchen nicht nur als Besuch bei Kentridge.

Noch bis 23. 9., mit reichem Begleitprogramm.

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