Neues Beyoncé-Album

„Renaissance“ von Beyoncé: Die Popkönigin, jetzt zu Pferde

(c) Sony
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Auf „Renaissance“ greift Beyoncé weit in der Dancefloor-Geschichte zurück – vor allem auf den frühen House. Dabei sampelt sie auch einen österreichischen DJ.

Es hat etwas Majestätisches, wenn Beyoncé ein neues Opus veröffentlicht. Sie ist eine der wenigen künstlerischen Kräfte, auf die sich die fragmentierte Popszene einigen kann. Nicht zuletzt, weil sie sich auch aufs Setzen von semiotischen Reizen versteht. Etwa 2018, als sie mit ihrem Mann, dem Rapper Jay-Z, dem Pariser Louvre einen Besuch abstattete. Der Gang durch die Säle wurde als eine Art schwarzer Aneignung weißer Kunstgeschichte rezipiert. Das afroamerikanische Power Couple inszenierte sich vor ikonischen Bildern wie der „Mona Lisa“ und dem „Floß der Medusa“. Vor der Venus von Milo gab Beyoncé im hautfarbenen Bodysuit die schwarze Aphrodite.

Nun reitet sie also auf dem Cover von „Renaissance“ auf einem metallisch schimmernden Pferd. Eine Version des Pegasos, jenes Musenrosses, das durch Hufschlag die Quelle freilegt, aus der die Dichter trinken? Gehört das Bild zum romantischen Genre „Pferdeporträt“, mit dem sich Mächtige verherrlichen ließen? Ist es schlicht ein Verweis auf jüngere Popkultur, etwa auf Bianca Jagger, die 1977 in der New Yorker Disco Studio 54 auf einem Schimmel thronte?


Das Pferd mit seinen Eigenschaften Fruchtbarkeit, Wildheit und Freiheit ist ein beliebtes Sujet für Plattencovers. Die düstere Nico nahm 1970 für „Desertshore“ auf einem Schimmel Platz. Rapperin Missy Elliott wählte für ihr 2006er-Album „Respect M.E.“ einen Rappen. Who-Sänger Roger Daltrey setzte sich 1975 für „Ride a Rock Horse“ gar als Zentaur in Szene. Auf den ersten Blick wirkt Beyoncé schlichter: Nur ein paar von Zacken ornamentierte Metallschnüre aus dem Haus der Digitaldesignerin Nusi Quero verhüllen, was die US-Zensur als unzumutbar definiert. Auf der Vinylversion trägt sie zudem einen weißen Cowboyhut. Womöglich ist das als Provokation gedacht, als Revancheakt in Sachen „kulturelle Aneignung“.

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