Literatur

In der Nacht bei Trump und Bernhard

Dieter Sperl erzählt in „An so viele wie mich“ aus einer geträumten Realität.

Es gibt Bücher, die laden zum Selbstversuch ein. Dieter Sperls Traumnotizen „An so viele wie mich“ ist ein solches. Man nehme Stift und Papier, lege es neben das Bett und schreibe, sobald man aus einem Traum erwacht, das soeben Erlebte auf (natürlich auch dann, wenn es noch mitten in der Nacht ist), um es später zu lesen und die Diskrepanz zwischen geträumter und wacher Realität zu untersuchen. Damit wären wir schon bei der literarischen Methode, die der 1966 in Wolfsberg geborene Autor angewandt hat, und mit der er auf fast 200 Seiten Einblick in seine Träume gibt, die er in kurzen, ohne Brüche aneinandergereihten Episoden erzählt. Das so entstandene Journal liest sich so flüssig und vergnüglich, wie es selten einem Roman gelingt.

Thomas Bernhard etwa begegnet uns darin als „Klamaukist“ mit „famoser weißer Pelzmütze“, jemand verwandelt sich plötzlich in Ann Cotten, eine Dagoberta Duck wird vorgestellt, und Donald Trump spielt zur Verwunderung des Träumers ganz passables Tennis. Nicht selten muss man lachen. Wenn Sperl etwa seine Eltern zu einem Konzert der Wiener Philharmoniker im Stephansdom begleitet und diese dort so laut reden, dass er sie hinausbugsiert, in der Folge alle anderen Besucher gleich mitkommen und das Konzert ins Wasser fällt. Als Sperl sich beim Veranstalter entschuldigen will, teilt man ihm zu seiner Verwunderung mit, dass alles kein Problem sei.

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