Dialekt

Mia dawischn di sowieso!

Axel Karners Lyrik im Kärntner Dialekt fördert das Makabre zutage.
Axel Karners Lyrik im Kärntner Dialekt fördert das Makabre zutage. Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Das Schreiben im Dialekt hatte in der Nachkriegsliteratur einen hohen Stellenwert. Man wollte einerseits die Sprache von der Heimattümelei befreien, andererseits damit experimentieren. – Eine Würdigung des Autors Axel Karner, der mit dem Humbert-Fink-Preis ausgezeichnet wurde.

Blickt man in der österreichischen Literatur zurück – nein, falsch, falscher Beginn: Ich, muss es heißen, blicke ich zurück, denn um verallgemeinern zu dürfen, fehlt es mir an literaturwissenschaftlicher Kompetenz –, blicke also ich in der österreichischen Literatur zurück auf die der 1950er- bis 1970er-Jahre, fällt mir auf, dass in ihr, vergleicht man mit der gegenwärtigen, dem Dialekt hoher Stellenwert beigemessen wurde.

Diese Tatsache verdankt sich, denke ich, zwei Gründen. Einerseits dem Wunsch damals Schreibender, die Dialektdichtung zu befreien aus der düsteren Ecke des Verschweigekitsches und der Heimattümelei, in die sie sich in den Kriegs- und Nachkriegsjahren – genauso wie übrigens auch manche damals hochgeschätzte und mit Staatspreisen ausgezeichnete Romanliteratur – zurückgezogen hatte oder auch gedrängt worden war. Andererseits dem Umstand, dass jüngere Schriftsteller, allen voran die Dichter der Wiener Gruppe, den Dialekt als Material für ihre Experimente entdeckten, ihren spielerischen Umgang mit Sprache, durch den sie künstlerisch neue Wege zu gehen hofften. Dass Dialekt zu beidem taugt, zu selbstbewusster oder, wenn man so will, unverfälschter Volksdichtung ebenso wie zur Herstellung artifizieller Sprachgebilde, und dass das eine das andere nicht ausschließt, zeigte sich am deutlichsten an H. C. Artmanns 1958 erschienenem Gedichtband “med ana schwoazzn dintn“, der, befördert auch durch die Vertonungen von Ernst Kölz und deren Interpretation durch Helmut Qualtinger, beträchtliche Auflagen erzielte, und das, obwohl Artmanns radikal phonetische Schreibweise des Wiener Dialekts das Lesen nicht eben leicht machte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.