Der russische Präsident ist nicht so schlau, wie seine Verehrer glauben. Er hätte die Gasflüsse nach Europa besser gar nicht erst angerührt. Denn Russland ist abhängig von seinen Exporten in den Westen.
Wladimir Putin weiß, wie man den Westen spaltet. Das hat er schon als KGB-Offizier gelernt. Ein seit Sowjetzeiten bewährtes Mittel ist die Verbreitung von Lügen und Halbwahrheiten. Der russische Präsident kann dabei weltweit auf Helfer zählen, die seine Märchen oft unwissentlich weitererzählen. Besonders beliebt ist derzeit die Fantasiegeschichte, derzufolge sich Europa mit den Russland-Sanktionen selbst am meisten schade. Der Humbug lässt sich schnell widerlegen: Während Russland in eine tiefe Rezession schlittert, rechnen die EU-Staaten heuer immer noch mit leichtem Wirtschaftswachstum. Auch von der Inflation wird Russland stärker heimgesucht.
Geschätzte 500.000 Russen haben sich seit dem Überfall auf die Ukraine ins Ausland abgesetzt, darunter viele der besten Köpfe. Wer kann, verschiebt sein Vermögen nach Dubai. Westliche Unternehmen haben ihre Zelte abgebrochen. Der Technologietransfer ist kollabiert. An allen Ecken und Enden fehlen Mikrochips. China hat die Lücke nicht gefüllt. Die russischen Importe von dort sind sogar zurückgegangen. Das liegt zum Teil auch daran, dass chinesische Firmen US-Folgesanktionen fürchten. Der amerikanische Markt ist für sie weitaus wichtiger als der russische.