Eine Kundgebung im Kapitol in Indiana, wo über ein Abtreibungsverbot beraten wird. Die neuen Regelungen sorgen in den USA für heftige Diskussionen.
Umweg zum Abtreiben

Wie Frauen den Abtreibungsbann in den USA umgehen

Nachdem das Oberste Gericht in Washington das landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbrüche gekippt hat, stehen Frauen in zahlreichen US-Staaten vor restriktiven Gesetzen. Hilfe bekommen sie ausgerechnet aus dem katholischen Mexiko. Mit kleinen weißen Tabletten umgehen sie die Verbote in der Heimat.

You need pills?“ Verónica Cruz Sánchez, Leiterin der mexikanischen Frauenrechtsorganisation Las Libres, wirkt routiniert, als sie den Hörer abnimmt und die Person am anderen Ende der Leitung berät. Seit mehr als 20 Jahren hilft sie Frauen in Ländern mit hoher Vergewaltigungsrate und häuslicher Gewalt beim Zugang zur sicheren Abtreibung. Damals konnte sich Cruz Sánchez wohl noch nicht vorstellen, dass sie schon bald vor allem Frauen nördlich der Grenze dabei helfen würde, ungewollte Schwangerschaften zu beenden.

Seit die konservative Mehrheit am Obersten Gerichtshof in den USA das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung annulliert hat, wird ihre Organisation förmlich mit Anfragen geflutet, erzählt sie. Rund 100 Anrufe bekommt sie derzeit täglich. Nur aus den USA. „Sie rufen von überall an, nicht nur aus Texas, Florida, Oklahoma oder Ohio.“

Und damit auch aus Gegenden, die für viele einst, im Vergleich zu Lateinamerika, als Orte mit leichtem Zugang zu Abtreibungen galten: „Die Vereinigten Staaten, das Land der Ersten Welt. Wir wollten so sein wie sie. Wir wollten auch einen Fall wie Roe v. Wade“, erinnert sich Cruz Sánchez. In Mexiko selbst hat der Oberste Gerichtshof vorigen September einen geltenden Präzedenzfall geschaffen und damit den Weg für eine Legalisierung der Abtreibung im ganzen Land frei gemacht.


Fleckerlteppich an Regelungen. Obwohl auch in ihrem Heimatland noch viel zu tun ist: Cruz Sánchez und das Netzwerk an gleichgesinnten Aktivistinnen, das sie mittlerweile aufgebaut hat, sind aktuell vor allem damit beschäftigt, Frauen aus den USA über verbliebene Optionen aufzuklären. Denn: „Der Zugang zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch ist ein Menschenrecht. Wir lassen diese Frauen nicht im Stich.“


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