Nachdem das Oberste Gericht in Washington das landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbrüche gekippt hat, stehen Frauen in zahlreichen US-Staaten vor restriktiven Gesetzen. Hilfe bekommen sie ausgerechnet aus dem katholischen Mexiko. Mit kleinen weißen Tabletten umgehen sie die Verbote in der Heimat.
You need pills?“ Verónica Cruz Sánchez, Leiterin der mexikanischen Frauenrechtsorganisation Las Libres, wirkt routiniert, als sie den Hörer abnimmt und die Person am anderen Ende der Leitung berät. Seit mehr als 20 Jahren hilft sie Frauen in Ländern mit hoher Vergewaltigungsrate und häuslicher Gewalt beim Zugang zur sicheren Abtreibung. Damals konnte sich Cruz Sánchez wohl noch nicht vorstellen, dass sie schon bald vor allem Frauen nördlich der Grenze dabei helfen würde, ungewollte Schwangerschaften zu beenden.
Seit die konservative Mehrheit am Obersten Gerichtshof in den USA das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung annulliert hat, wird ihre Organisation förmlich mit Anfragen geflutet, erzählt sie. Rund 100 Anrufe bekommt sie derzeit täglich. Nur aus den USA. „Sie rufen von überall an, nicht nur aus Texas, Florida, Oklahoma oder Ohio.“