Fürsorgepflicht

Pflegebereich alarmiert über Quarantäne-Ende

Dass positiv getestete Pflegerinnen und Pfleger in Heimen arbeiten dürfen, widerspreche der Fürsorgepflicht, so die Kritik.

Das Ende der Quarantänepflicht ab Montag (1. August) wird in zahlreichen Branchen skeptisch gesehen. So haben sich am Samstag auch Pflegeorganisationen dazu geäußert – sie sehen den Einsatz von coronapositiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „im absoluten Widerspruch zur Fürsorgepflicht“, die Organisationen im Pflegebereich zukomme, wie Alex Bodmann, Vorsitzender des Interessenverbands der Arbeitgeberverbände der Freien Wohlfahrt, sagt. Dem Interessenverband gehören etwa die Caritas, die Diakonie, das Rote Kreuz und die Sozialwirtschaft Österreich an.

„Nicht durchführbar“. Denn laut den neuen Regelungen dürfen positiv getestete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in der Pflegebetreuung tätig sein, dabei handle es sich bei den Klientinnen und Klienten großteils um ältere, pflegebedürftige Menschen und sehr häufig um Menschen mit Erkrankungen. „Personengruppen also, bei denen Corona zu ernsthaften Folgen und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann“, so Bodmann. „Es ist und bleibt unsere Verantwortung, Menschen, die sich uns anvertraut haben, auch weiter so gut wie möglich vor einer Ansteckung zu schützen.“

Die neuen Regelungen seien in Anbetracht der Folgen weder nachvollziehbar noch rechtfertigbar, geschweige denn umsetzbar. Es sei „schlicht nicht durchführbar“, positiv getestete Mitarbeiter einzusetzen und gleichzeitig sinnvolle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. (Siehe auch Artikel links oben.)

Nicht nachvollziehbar ist für Bodmann etwa auch die Regelung, dass infizierte, symptomlose Sanitäter im Rettungswesen weiterhin beschäftigt werden sollen, ihr Einsatz aber aufgrund des Betretungsverbots von Krankenanstalten de facto unmöglich ist.

Burgenland bremst. Auch im Burgenland wird das Quarantäne-Aus ab Montag in Landes- und landesnahen Einrichtungen nicht umgesetzt: So dürfen in den Spitälern und Pflegeheimen im Burgenland positiv Getestete weiterhin keinen Dienst versehen: Das gilt auch für Lehrer und Mitarbeiter im „landesnahen“ Bereich, wie Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) angekündigt hat.

Ähnlich ist die Lage in Wien: Auch in den Wiener Spitälern, Pflegeeinrichtungen, Kindergärten und den (städtischen) Schulen sollen weiterhin keine positiv getesteten Mitarbeiter zum Einsatz kommen. Eingesetzt werden können Corona-Infizierte ohne Symptome (und mit Maske) nur in Bereichen ohne Kundenkontakt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2022)

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