Die Elektromobilität erweist sich als Türöffner für chinesische Automarken. Wie sie mit ihren klingenden Namen nach Europa und in den Rest der Welt drängen - und wie man als Anleger diese Zukunftsmusik schon jetzt spielen kann.
Wer besitzt das teuerste Auto der Welt? Über den Menschen, der bei einer Auktion im Mai dieses Jahres 142 Mio. Dollar erlegte, um einen sehr speziellen Mercedes – das 300 SLR Uhlenhaut-Coupé von 1954, nur zwei Exemplare existieren – zu ersteigern, ist offiziell nichts bekannt. Gerüchteweise wird Ineos-Konzernchef Jimmy Ratcliffe aus England genannt: reich, Autonarr, hat über eine Beteiligung an Mercedes' F1-Rennstall eine Bande zu dem Hersteller. Es gibt aber eine Spur, die noch plausibler ist.
Sie führt zu Li „Eric“ Shufu, Gründer des chinesischen Geely-Konzerns. Shufu, 59, hat noch viel engere Verbindungen zu Mercedes. Sein Unternehmen hält 9,7 Prozent Anteile an dem Autobauer. Und als Li Shufu 2018 mit Mercedes vereinbarte, die Daimler-Marke Smart in einem 50:50-Joint-Venture in ein zweites Leben zu führen – weitgehend unter chinesischer Regie –, fanden Dinner und Vertragsunterzeichnung auf Shufus Wunsch im Stuttgarter Mercedes-Museum statt. Dort, wo das erste Auto der Welt steht, der Benz-Patent-Motorwagen von 1886 (als Nachbau).
Nur eine Episode, aber sie steht stellvertretend für alle chinesischen Autobauer, die zunehmend auf die Straßen der Welt drängen und denen nur eines fehlt: eine glanzvolle Vergangenheit. Es wäre eine Herausforderung, ein Museum mit chinesischem Autoschaffen der vergangenen 100 Jahre zu füllen. Anders sieht es mit der Zukunft aus.