Nachruf

Syrischer Schriftsteller Jad Turjman beim Bergsteigen gestorben

Turjman war 2015 als Flüchtling nach Österreich gekommen.

Für eine Regierung, die „bis zum Hals korrupt und vom Blut der Unschuldigen befleckt“ ist, wollte er nicht in den Krieg ziehen. So flüchtete Jad Turjman, geboren 1989 in Damaskus, studierter Anglist, 2014 aus Syrien. Über den Libanon und die Türkei kam er nach Griechenland, dann über Mazedonien und Serbien nach Ungarn. Schließlich wollte er mit der Bahn nach Deutschland, wurde aber bei einer Kontrolle erwischt: „Österreich kennen nicht viele, aber es ist ein wunderschönes Land“, sagte ein Beamter: „Die Menschen sind freundlich und du wirst schnell Freunde finden.“

Turjman blieb, stellte seinen Asylantrag, siedelte sich schließlich in Mattsee (Salzburg) an. Und lernte Deutsch – so schnell, dass bereits 2019 „Wenn der Jasmin auswandert. Die Geschichte meiner Flucht“ im Residenz-Verlag erschien. Ein spannendes und bewegendes Dokument, in dem er auch erzählt, wie er vor seiner Flucht von Kämpfern der Al-Nusra-Front entführt und gefoltert worden ist. 2021 folgte „Der Geruch der Seele“, eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs im Assad-Regime. Für den Herbst ist bereits sein nächstes Buch avisiert, mit dem Titel „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt – Wie ich gelernt habe, die Heimat in mir zu finden“.

2021 erhielt Turjman die österreichische Staatsbürgerschaft. Er trat auch als Stand-up-Comedian auf, arbeitete für das Projekt „Heroes“, betreute Jugendliche. Am Freitagabend ist er beim Abstieg vom Hohen Göll in den Berchtesgadener Alpen tödlich verunglückt. Er war erst 32 Jahre alt.

>>> In memoriam Jad Turjman: „Mit meiner Mutter läuft nicht immer alles rund“ ("Presse"-Podcast)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2022)

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