Mein Montag

In Österreich kann es gar keine Ampelkoalition geben

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Die Ampelfarben sind Rot, Gelb und Grün. SPÖ, Neos und Grüne passen nicht in dieses Schema.

Im Anfang war die kleine Flasche. Das Wort dafür war bei den alten Römern Ampulla – abgeleitet von Amphora, dem zweihenkeligen Krug. Als der Begriff zunächst als Ampulla, später als Ampel auch im deutschsprachigen Raum aufschlug, wurde er auch noch spirituell aufgeladen. Denn im Mittelalter wurde das „ewige Licht“ in katholischen Kirchen als Ampel bezeichnet. Später wurde die Ampel ganz profan auch für andere Hängeleuchten verwendet, ehe sie von der Lampe abgelöst wurde. Die klingt zwar wie ein Buchstabendreher, hat aber sprachlich eine andere Wurzel, nämlich vom griechischen Lampas, also Fackel, die über das Lateinische und das Französische als Beleuchtungskörper auch ins Deutsche gekommen ist. Damit hätte die Geschichte der Ampel eigentlich schon wieder vorbei sein können, doch dann erlebte sie – um dieses ausgelutschte Klischee noch einmal anzubringen – das größte Comeback seit Lazarus. Denn als die ersten über Kreuzungen hängenden Beleuchtungskörper als Verkehrsregler aufkamen, wurde der Begriff Ampel für sie wiederbelebt. Heute versteht man darunter im Allgemeinen eine Vorrichtung, die den Verkehr mit Farben regelt.

Wenn da nicht auch die Nutzung in der Politik wäre. Denn in Deutschland wurden Dreierkoalitionen aus SPD (Rot), FDP (Gelb) und Grünen (Sie ahnen es . . .) auch als Ampel bezeichnet. Abwandlungen, etwa mit CDU (Schwarz), FDP und Grünen als Schwampel erfand man auch. Und in Österreich? Nun, schon jetzt sprechen viele von einer Ampel, sollte es nach der nächsten Wahl eine Zusammenarbeit von SPÖ (Rot), Neos (Pink) und Grünen (Sie wissen schon!) geben. Allein, Rot-Pink-Grün sind keine Ampelfarben. Selbst, wenn diese Variante kommen soll, wird es in Österreich also maximal so etwas wie eine Dirndlkoalition geben. Oder fällt Ihnen noch eine andere Bezeichnung ein?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2022)

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