EM-Finale

England krönt sein Fußballfest mit dem EM-Titel

Engländerinnen jubeln mit Pokal
Engländerinnen jubeln mit PokalGetty Images
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Die Lionesses besiegten im Endspiel Deutschland mit 2:1 nach Verlängerung. Das Goldtor erzielte Chloe Kelly.

London/Wien. Englands Fußballfest fand am Sonntag im Londoner Wembley-Stadion vor der neuen Rekordkulisse von 87.192 Fans sein krönendes Ende: Nach zwei verlorenen Endspielen holten die Lionesses beim Heimturnier mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen Deutschland ihren ersten Titel.

Die zwei besten Offensiven bzw. Defensiven standen sich in diesem Finale gegenüber, Kleinigkeiten würden entscheiden, darin waren sich die Trainerinnen einig. Und die Deutschen wussten genau, was auf sie zu kam, denn Sarina Wiegman schickte auch im siebenten Spiel in Folge dieselbe Startelf auf den Rasen – ein Novum. Der stellte die DFB-Auswahl angeführt von Lena Oberdorf die gewohnte Robustheit in den Zweikämpfen entgegen, und nahm den Engländerinnen damit erfolgreich die Spiellust. Zudem wurden Beth Mead und Lauren Hemp auf den Flügeln konsequent gedeckt, kurz die Lionesses ihrer größten Stärke beraubt. Zweimal kamen sie durch, und prompt wurde es gefährlich: Ellen White vergab erst per Kopf (3.), dann per Fuß (38.) die Chance, mit Wayne Rooneys FA-Rekord von 53 Treffern für England gleich zu ziehen.

Alexandra Popp war im Finale nur traurige Zuschauerin.
Alexandra Popp war im Finale nur traurige Zuschauerin.REUTERS

Deutschlands Schock

Deutschland war im Gegenpressing nicht so präsent wie sonst, Folge eines frühen Schocks. Alexandra Popp, die im Turnierverlauf sechsmal getroffen hatte, musste wegen einer Muskelverletzung nach dem Aufwärmen passen, für sie kehrte Lea Schüller, die vor ihrer Corona-Infektion deren Platz inne hatte, ins Team zurück. Mit der Wucht und Präsenz der DFB-Kapitänin konnte sie im Verbund mit der 19-jährigen Jule Brand (Klara Bühl durfte nach negativem Test das Spiel zumindest im Stadion verfolgen) aber nicht mithalten. Nicht ohne Grund resultierte die beste deutsche Chance aus einem Eckball, Marina Hegering brachte den Ball in einem Gestocher allerdings nicht über die Linie (25.). Ein Handspiel der englischen Verteidigerin ahndete der VAR unerklärlicherweise nicht.

DFB-Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg reagierte zur Pause, und Deutschland zeigte ein völlig anderes Gesicht. Die gerade eingewechselte Tabea Waßmuth läutete mit ihrem Schuss (48.) die Drangphase ein, auch Lina Magull (49.) und Schüller (58.) zwangen Englands Torfrau Mary Earps zum Eingreifen.

Ella Toone trifft per Heber zum 1:0.
Ella Toone trifft per Heber zum 1:0.REUTERS

Das glücklichere Händchen

Auch Wiegman brachte mit Alessia Russo und Ella Toone ihre Joker – und hatte das glücklichere Händchen. Nach Traumpass von Keira Walsh über die Abwehr entwischte Toone und lupfte den Ball über Merle Frohms zum 1:0 ins Netz (62.). Der Treffer fiel just als England in Unterzahl am Platz war, weil Mead behandelt und schließlich ausgewechselt wurde. Nach Popp blieb damit auch der Co-Führenden in der Schützenliste der siebente Turniertreffer verwehrt. Sie durfte sich neben dem geteilten Goldenen Schuh über die Auszeichnung als beste Spielerin des Turniers freuen.

Lina Magull feierte das 1:1.
Lina Magull feierte das 1:1.GEPA pictures

Deutschland lief nun mit Vehemenz an, und konnte sich zugleich darauf verlassen, dass allen voran Kathrin Hendrich in der Abwehr trotz größer werdenden Räume für die Engländerinnen stets den Überblick bewahrte. Den Ausgleich kündigte Magull mit einem Schuss aus spitzem Winkel ans Lattenkreuz an (67.) und besorgte ihn auch selbst. Nach schöner Kombination schloss sie aus kurzer Distanz zum 1:1 ab (79.). Das Oberwasser genügte Deutschland allerdings nicht mehr, um die Partie innerhalb der 90 Minuten zu drehen.

In der Verlängerung waren beiden Teams Kräfteverschleiß und wohl auch die Angst vor einem Fehler anzumerken, es war eine sehr zerfahrene Zugabe. Die Entscheidung resultierte aus einem Standard: Nach einem Eckball gelang der ebenfalls eingewechselte Chloe Kelly im Nachsetzen das 2:1 (110.) – erst nach bangen Blicken zum Schiedsrichterteam jubelte die City-Spielerin mit ihren Kolleginnen.

Noch ausgelassener wurde es nach dem Schlusspfiff auf Rasen und Tribüne: Nach zwei verlorenen EM-Endspielen feierte England den ersten Titelgewinn. „Football's Coming Home“ erklang im Wembley. Diesmal also wirklich.

Chloe Kelly feiert das Goldtor.
Chloe Kelly feiert das Goldtor.(c) Getty Images (Shaun Botterill)

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