Bayreuther Festspiele

In Bayreuth wird das Goldkind zum Berserker

Enrico Nawrath
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Wird das nun der „Kinder-‚Ring‘“? Begeisterung und Buhs für das „Rheingold“, den Auftakt des neuen „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth, inszeniert von Valentin Schwarz als Geschichte eines mafiösen Familienclans. Gesungen wird allzu durchschnittlich.

Licht spielt auf sanften Wellen. Sind wir auf dem Grunde des Rheins? Nein, im Fruchtwasser. Die beiden Stränge, die sich im eröffnenden Video zum aus Kontrabasstiefen aufsteigenden Es-Dur-Gewobe fast doppelhelix-artig umschlingen, sind die Nabelschnüre von Zwillingen. Deren Gesichter wirken friedvoll schlafend – und doch beginnen sie eine Keilerei: hier ein Schlag ins Auge, da ein Tritt zwischen die Beine.

Die ungleichen Brüder Wotan und Alberich sind's, die schon im Mutterleib keinen Burgfrieden halten konnten. Wotan hat eine Narbe davongetragen – und nicht nur über die passive, sondern offenbar auch aktive Liebesunfähigkeit Alberichs machen sich ja die Rheintöchter bald lustig. Die sind übrigens Kindermädchen, die an einem Pool vor einer Wüstenei auf ihre Schützlinge achten – und haben vielleicht deshalb gern mal einen schärferen Tonfall drauf. Alberich ist mittlerweile ein langmähniger, weißbärtiger Spät-Revoluzzer in Jeans und Lederjacke und als solcher für die adretten jungen Damen uninteressant. Selbst die Kinder piesacken ihn bald, als gäbe man Verdis „Falstaff“.

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