Nach einer Eskalation im Norden des Landes legt die Kosovo-Regierung die neuen Einreiseregeln auf Eis. Die USA und die EU fürchten, dass Serbiens Verbündeter Moskau Öl ins Feuer gießen könnte.
Die Szenerie war erschreckend. Im Norden der Stadt Mitrovica heulten Sirenen. Dann überschlugen sich die Meldungen: Es gab Berichte von Schusswechseln zwischen kosovarischer Polizei und bewaffneten Serben. Ja sogar Gerüchte, serbische Truppen seien bereits in den Norden des Kosovo vorgedrungen, machten die Runde. Das Verteidigungsministerium in Belgrad stellte schließlich klar, dass Serbiens Armee die Grenze nicht überschritten habe – zumindest noch nicht. Die jüngste Eskalation zwischen Serbien und dem Kosovo zeigt, wie rasch die Lage in der Region kippen könnte. Die Gefahr ist zuletzt gestiegen – gerade wegen des Kriegs in der Ukraine.
Denn Russland sieht sich als Schutzherr Serbiens. Und die USA und die EU-Staaten fürchten, der Kreml könnte in Südosteuropa Öl ins Feuer bereits bestehender Konflikte gießen – um die Europäer an einer neuen politischen Front in Schwierigkeiten zu bringen.
Angesichts der gefährlichen Lage traf Serbiens Präsident, Aleksandar Vučić, am Sonntagabend mit der Militärführung zusammen. „Egal, wie hart es ist, es wird keine Kapitulation geben“, sagte Vučić. „Serbien wird sich durchsetzen.“ Auch in Kosovos Hauptstadt, Prishtina, versammelte sich die Regierung zu einem Krisentreffen.
Am Montag gab es schließlich erste Zeichen der Entspannung: Der Premier des Kosovo, Albin Kurti, versprach, dass die neuen Einreisebestimmungen vorerst nicht umgesetzt werden. Die geplanten Maßnahmen sehen vor, dass Serben in den Norden des Kosovo nicht mehr mit serbischen Dokumenten einreisen dürfen. Stattdessen sind eigene Ein- und Ausreisepapiere nötig, die vom Kosovo ausgestellt werden und 90 Tage Gültigkeit haben. Diese Regeln hätten bereits ab 1. August gelten sollen. Nun sollen sie aber frühestens am 1. September in Kraft treten.