Leitartikel

Die Iraner führen mit ihrem Atompoker alle an der Nase herum

Die Welt kann sich einen neuen Nahost-Krieg nicht leisten. Deshalb treiben die Iraner mit ihrer lähmenden Hinhaltetaktik den Preis für einen Atom-Deal hoch.

Elf Monate lang, bis März dieses Jahres, haben Spitzendiplomaten aus Deutschland, Frankreich, Russland, China und Großbritannien in Wien mit dem Iran über eine Wiederbelebung des Atomabkommens verhandelt, das der ehemalige US-Präsident Donald Trump 2018 einseitig aufgekündigt hat. Ein Sonderbeauftragter der USA war bei den Ringstraßengesprächen stets in der Nähe und im Bilde. Direkt wollten die Iraner nicht mit ihm reden – aus ideologischen Gründen. Also galt das Stille-Post-Prinzip. Als Zeremonienmeister fungierte der Stellvertreter des Hohen EU-Beauftragten für Außen- und Sicherheitspolitik. Ein zähes Verfahren. Doch man nahm sich die Zeit. Denn auf dem Spiel steht viel: Es galt und gilt, den Iran vom Bau einer Atombombe abzuhalten – und einen neuen Krieg im Nahen Osten zu verhindern.


Sollten die Diplomaten scheitern, schlüge die Stunde der Soldaten. Israel wäre bereit, der Islamischen Republik die Bombe notfalls auch mit militärischen Mitteln aus der Hand zu schlagen. Die Antwort aus Teheran ließe nicht lang auf sich warten. Die Folgen wären verheerend: Die Iraner schlössen die Straße von Hormuz im Persischen Golf, eine der Hauptschlagadern des Ölexports. Das triebe die ohnehin hohen Energiepreise noch weiter hinauf. Es wäre das Letzte, was die Welt im Moment noch brauchte.

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