Stellenmarkt

It's a match: Wie soziale Medien die Personalsuche fördern

Arbeitgeber müssen auch in sozialen Medien performen
Arbeitgeber müssen auch in sozialen Medien performen Jens Kalaene / dpa / picturedesk
  • Drucken

Die Stellenmarktentwicklung in Österreich zeigt, wie schwierig es für Unternehmen ist, gutes Personal zu finden. Der Anteil an offener Stellen hat sich zum Vorjahr um 23 Prozent vergrößert. Ein Anlass, um sich unter dem Wert zu verkaufen?

Im Juli 2022 gab es 22 Prozent mehr Stellen in Österreich zu besetzen als noch im Vorjahr, geht es aus den Statistiken des AMS hervor. Diese Situation verdeutlicht die Schwierigkeit für Unternehmen, junge Talente zu finden. Mit knapp 32 Prozent mehr offenen Posten gibt es besonders bei Lehrberufen gravierende Engpässe.

Unternehmen sind gefordert, auf „neue“ Art und Weise zukünftige Arbeitnehmer zu erreichen. Der Verpackungshersteller Mondi setzt dabei auf TikTok-Videos, um die jungen Talente zu erreichen: Kurze Sätze, wie „So ist life. Braucht man einfach“ und tanzende Katzen sollen dafür sorgen, Aufmerksamkeit zu generieren und in Erinnerung zu bleiben. Denn in Österreich sind rund 4,4 Millionen Nutzer durchschnittlich 2,5 Stunden pro Tag auf sozialen Netzwerken aktiv. Viele wollen unterhalten werden, andere auch Arbeitgeber kennenlernen.

Zu den beliebtesten Netzwerken – die im Aufschwung sind – zählt die Videoplattform TikTok. In Deutschland nutzen bereits 88 Prozent der 16- bis 18-Jährigen gemäß Statista-Ranking das Portal für Lippensynchronisation von Musikvideos. Das Risiko, die Deutschkenntnisse der Jungen durch Sätze wie „Kannst coole Benefits genießen“ zu verschlechtern, sieht man bei Mondi nicht: „Nein, wir sprechen unsere Zielgruppe einfach in der alltäglichen Sprache an. Generell leben wir auch eine Du-Kultur, das wollten wir ebenfalls im Video vermitteln“, sagt Evelyne Panzenböck, Employer Branding Specialist bei Mondi. Die Reichweite von rund 1,2 Millionen TikTok-Nutzer in Österreich würde es auch zulassen, neue Wege in der Ansprache zu gehen.

Jobsuche dem Algorithmus überlassen

Im Durchschnitt verbringen TikTok-User rund 50 Minuten in der App und öffnen sie dafür 10 Mal pro Tag. Die Focus-Social Media Studie zeigt, dass ein Drittel aller Nutzer mindestens ein Video pro Tag postet und damit zu 69 Prozent Zuschauer erreicht, die zwischen 14 und 25 Jahre alt sind. Die Plattform in den Kommunikationsmix zu integrieren, sei auch für andere Branchen neu, aber nützlich: „Wir nutzen die Plattform über Kooperationspartner, um die jüngeren Zielgruppen anzusprechen und das Lehrangebot näherzubringen“, sagt Martina Auer-Klass, HR-Leiterin bei Porr.

Mittlerweile sei es enorm wichtig, Berufseinsteigende je nach Zielgruppe zu erreichen: „Wir haben genau analysiert, welche Botschaften wir wo platzieren und welche Maßnahmen wir wann setzen. Unsere Zielgruppen sind sehr unterschiedlich. Die einen besuchen Karrieremessen, die anderen informieren sich über Social Media. Einige schauen sich gerne Videos an. Manche lesen sich unsere Karriereseite durch.“ 

Relevant sei es, die Zielgruppe dort anzusprechen, wo sie sich befinden: Bei den Lehrlingen sei das primär digital – dafür habe das Unternehmen eine eigene Website für Lehrlinge programmiert, Social Media und YouTube-Kampagnen ausgebaut und einen TikTok-Account ins Leben gerufen. Nichtsdestotrotz sei auch der persönliche Kontakt in Schulen oder auf Karrieremessen wichtig, sagt Auer-Klass, ebenso Praxistage vor der Einstellung, denn „Bewerbende können dadurch das Geschehen auf der Baustelle erleben.“

Auch bei Coca-Cola HBC hätten sich die Wege und Plattformen, um Talente anzusprechen, vervielfältigt. Denn die Präsenz auf unterschiedlichen Kanälen sei essenziell, sagt Bettina Augeneder, HR-Leiterin, solange sie authentisch zum Unternehmen passt.

Personalmangel über alle Branchen hinweg spürbar

Eine der größten Herausforderungen am Arbeitsmarkt sei eben diese Stellenmarktentwicklung, sagt Panzenböck, das würden sie - mit wenigen Ausnahmen - „in fast all unseren Standorten weltweit spüren. Zudem ist der Ruf der Lehre bei vielen leider noch immer negativ behaftet. Bei den Ausbildungen geht es bei uns darum, junge Menschen für die Lehre in einem internationalen Produktionsunternehmen zu begeistern“. Und wenn es sein muss, wird diese Botschaft auch mit tanzenden Katzen übermittelt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.