Manuel Kelemen (ATV)

Mehr als nur eine Vorhersage

Wo früher Klima und Wetter strikt getrennt worden seien, stehe heute der Konnex im Vordergrund, sagt Meteorologe Manuel Kelemen.

Es war Ende des Jahres 2017, als Manuel Kelemen einen Umbruch ausmachte. Die Wahrnehmung veränderte sich, die Dringlichkeit des Klimawandels stand plötzlich im Vordergrund. Es sei auch die Präsidentschaft von Donald Trump gewesen, sagt Kelemen, die zu diesem Wandel geführt habe. „Plötzlich war es nicht mehr in Ordnung, den Klimawandel abzustreiten.“ Die Fridays-for-Future-Bewegung tat ihr Übriges. Er kenne kaum einen Kollegen mehr, sagt der Meteorologe, der den Klimawandel in Abrede stelle.

So änderte sich auch die Art und Weise des Wetterberichts. Wo jahrelang die Doktrin galt, „Wetter und Klima strikt zu trennen“, ist nun der klimatologische Zusammenhang Teil der Berichterstattung. „Das war längst überfällig“, sagt Kelemen, „wo, wenn nicht beim täglichen Wetter darüber sprechen?“ Kelemen moderiert seit über einem Jahrzehnt das Wetter bei dem Privatsender ATV, gleichzeitig betreibt er seinen wetterblog.at. Das Wetter, sagt er, sei heute nicht mehr nur der Ausblick auf den nächsten Tag, es sei der Kontext. Insbesondere in Phasen extremer Temperaturen will das Publikum mehr wissen, die Hintergründe und Auswirkungen erfahren, von Dürreperioden, von lang anhaltender Hitze. Wenn Kelemen auf der Straße erkannt werde, sei nicht mehr die erste Frage: „Wie wird das Wetter morgen?“ Sondern: „Wie normal ist es, was wir da draußen erleben?“

Apropos Kontext: Der bei seinen Moderationen eingeblendete Klimaspiegel helfe seinem Publikum sehr, es sei ein Vergleich des aktuellen Wetters zum langjährigen Durchschnitt, eine statistische Einordnung. Mit wenig Aufwand sei ein hoher Grad an Sensibilisierung erreicht worden. Als der Klimaspiegel wegen technischer Probleme eine Zeit lang nicht eingeblendet werden konnte, „hat mich das Ausmaß der Rückmeldungen selbst überrascht“, sagt Kelemen.

Freilich, der Klimawandel sei nach wie vor ein Wespennest, wenn er das Thema bei der Moderation anspreche; die Rückmeldungen seien nicht immer positiv, oft überhaupt angriffig und beleidigend. Da er grundsätzlich jedem Feedback nachgehe, komme er bei Diskussionen mit Klimawandelskeptikern und -leugnern oft an den Punkt, „an dem ich nicht mehr als Meteorologe wahrgenommen werde, sondern wie ein Virologe. Es geht dann nicht mehr um die Sache, sondern darum, dass ich vermeintlich mit den Virologen und Politikern im gleichen Boot sitzen würde.“ Und das, obwohl er sich nie zu Corona oder zur Impfung öffentlich geäußert habe.

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Meteorologin Marion Greilinger ist Klimaforscherin an der ZAMG.
Marion Greilinger (ZAMG)

". . . weil das Eis nicht mehr ewig ist"

Marion Greilinger leitet die Abteilung für Klimawandel in der ZAMG. Sie sieht, wie Gletscher schmelzen und Dürren oder Überschwemmungen häufiger werden. Den Klimawandel zu erklären sei aber komplex.

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