Spanien

Spanische Body-Positivity-Kampagne wird zum PR-Desaster

Jeder Frau hat eine "Bikini-Figur", so die Botschaft der Kampagne.
Jeder Frau hat eine "Bikini-Figur", so die Botschaft der Kampagne.(c) REUTERS (BORJA SUAREZ)
  • Drucken

Eine Kampagne der spanischen Regierung sollte vielfältige Frauenkörper und Schönheitsideale propagieren. Dafür wurden allerdings Frauen abgebildet, ohne diese um Erlaubnis zu bitten.

Es sollte der jüngste Streich einer Reihe progressiver politisches Maßnahmen der linkspopulistischen Regierung Spaniens sein. Nach einem umfassenden Frauengesundheitspaket, einem Verbot von Lebensmittelverschwendung und einer Offensive für kostenloses Bahnfahren sollte die jüngste Kampagne für „vielfältige“ Bikinifiguren ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung und Gesellschaftswandel werden, auch „Die Presse“ berichtete.

Ein Plakat, das fünf Frauen unterschiedlicher Größe und Statur am Strand zeigt, solle, so das Gleichstellungsministerium unter Frauenministerin Irene Podero, dem „ästhetischen Terror“ gegenüber Frauenkörpern etwas entgegensetzen. „El verane tambien es nuestro“ ist auf dem Plakat zu lesen, „Der Sommer gehört auch uns“.

Ungefragte Bildnutzung?

Wem das Recht am Bild gehört, scheint eine andere Frage zu sein, denn mittlerweile haben sich drei Frauen gemeldet, die sich in der Darstellung des Plakates wiedererkannt haben. Sie seien nicht gefragt worden, ob ihre Bilder für die Kampagne verwendet werden dürften.

So äußerte sich Sian Lord, britisches Model und Motivationsrednerin, gegenüber britischen Medien. Ein Foto von ihr sei als Vorlage für eine der Frauen auf dem Plakat verwendet worden, ihre Beinprothese sei danach wegretuschiert worden.

Auch Juliet FitzPatrick, eine britische Schriftstellerin mit beidseitiger Masektomie, erkannte sich in einer der Frauenfiguren: Ihr zufolge sei ihr Gesicht für die Darstellung einer Frau mit nur einer Brust verwendet worden.

Das Model Nyome Nicholas-Williams, ebenfalls Britin, sprach auf Instagram mit ihrer Followerschaft darüber, wie falsch es sei, ungefragt Bilder von Frauen zu verwenden. Auch sie erkannte sich selbst in der Kampagne.

Die Künstlerin, die mit der Gestaltung der Kampagne beauftragt worden war, entschuldigte sich bei den betroffenen Frauen via Twitter. „Es war nie meine Absicht, ihre Bilder zu missbrauchen, ich wollte die Inspiration, die mir Frauen wie Nyome Nicholas sind, auf meine Arbeit übertragen... Ihre Arbeit und ihr Recht am Bild sollten respektiert werden.“ Die knapp 4500€ Entlohnung, die sie für ihre Arbeit erhalten habe, werde sie mit den dargestellten Frauen teilen, fügte sie hinzu.

Gegenüber CNN hieß es aus dem zuständigen Ministerium, man hätte zu keinem Zeitpunkt gewusst, dass auf dem Plakatsujet tatsächliche Personen abgebildet worden seinen. Das Sujet und Informationen zur Kampagne findet man auf der Webseite nicht mehr.

(chrima)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.