Quergeschrieben

Über Kissinger, den „verkalkten weißen Greis“

Die Putin-Versteher haben Henry Kissinger missverstanden. Er forderte keineswegs, dass die Ukraine in einen Tausch „Land für Frieden“ einwilligt.

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Karl-Peter Schwarz war langjähriger Auslandskorrespondent der „Presse“ und der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in Mittel- und Südosteuropa. Jetzt ist er freier Journalist und Autor.

Nur wenige Tage verstrichen zwischen dem „Hosianna!“ und dem „Kreuziget ihn“ in Jerusalem. Bei Henry Kissinger dauerte es zwei Monate, bis aus dem „überragenden Diplomaten“ und dem „besten Außenminister aller Zeiten“ ein „verkalkter alter weißer Greis“ und ein „Handlanger schmutzigster amerikanischer Imperialpolitik“ wurde, der sich schleunigst „in die ewigen Jagdgründe“ verabschieden sollte.

Die Zitate sind den Leserkommentaren der „Weltwoche“ entnommen. Seit das renommierte Zürcher Wochenblatt zu Kriegsbeginn Putin als den großen „Missverstandenen“ auf der Titelseite porträtierte, ist es zu einer Art Zentralorgan der rechten und linken putinistischen Intelligenz deutscher Zunge geworden. Ähnlich wie George F. Kennan, Zbigniew Brzeziński und John J. Mearsheimer galt ihr Kissinger als Kronzeuge für die Unterstellung, in Wirklichkeit sei doch nur der Westen an dem Krieg in der Ukraine schuld.

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