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Die Gaskrise rettet Insektenleben

Ein kleiner Aspekt der großen Krise: Wenn heimische Städte und internationale Metropolen jetzt des Nachts weniger Licht auf die Bauten, Brücken und Bäume strahlen, spart das nicht nur Strom, Gas und Kosten, sondern erfreut auch die Entomologen, wie man Insektenforscher nennt.

Denn das Thema Lichtverschmutzung ist zwar wissenschaftlich längst bekannt, in der breiten Öffentlichkeit aber nicht so recht angekommen.

Jede Lichtquelle lockt fliegende Insekten an, wie wir wissen, wenn wir in der Hitzewelle nach Sonnenuntergang abkühlende Luft ins Haus lassen. Nicht nur Sauerstoff strömt herein, sondern auch Nachtfalter, Muckerl und Schnaken. Die Fluginsekten nutzen nämlich natürliche Nachtlichter wie Mond und Sterne für ihre Orientierung. Die viel helleren Lichter unserer Zivilisation stören ihr inneres Navi, worunter die lebenswichtige Suche nach Futter und Partner leidet.

Künstliche Lichtquellen dezimieren zahlreiche Insektenpopulationen – an Küsten verwirrt das Licht sogar Tintenfische und andere Meeresbewohner. Vielleicht strömen nun Biologinnen und Biologen aus, um den insektenrettenden Effekt der abgedrehten Beleuchtung zu erforschen – auch in Brüssel, der Hauptstadt des „hellsten Landes Europas“. Dieser Titel bezieht sich auf die Lichtabstrahlung, und nicht auf den IQ. (vers)

Reaktionen an: veronika.schmidt@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2022)

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