Nancy Pelosi scheut unbequeme Entscheidungen nicht. Wer ist die Demokratin im dritthöchsten Amt der USA?
„Dagegen sieht Arbeiten wie Spaß aus“, soll Nancy Pelosi die Erziehung ihrer fünf Kinder mit ihrem Alltag als Politikerin einmal verglichen haben. Der Spaß wird heute wohl von Widerstand und Kritik verdrängt, denen sie sich als Sprecherin des Repräsentantenhauses konfrontiert sieht. Das dritthöchste Amt der Vereinigten Staaten bekleidete sie bereits von 2007 bis 2011 – als erste Frau in der Geschichte.
Dabei wollte Pelosi, als Tochter italienisch-amerikanischer Eltern 1940 in Baltimore geboren und im Arbeiterviertel „Little Italy“ aufgewachsen, ursprünglich nicht in die Politik. In die Fußstapfen des Vaters, der Bürgermeister der Ostküstenstadt und ebenfalls Abgeordneter für die Demokraten im Repräsentantenhaus war, sollten eigentlich die Brüder treten. „Meine Mutter wollte, dass ich Nonne werde. Ich wollte das nicht. Aber ich dachte, ich möchte vielleicht Priester werden, weil es dort ein bisschen mehr Macht zu geben scheint, ein bisschen mehr Einfluss auf das, was in der Gemeinde vor sich geht“, sagte Pelosi einst in einem Interview.
Nach der katholischen Mädchenschule studierte Pelosi dann doch Politikwissenschaften in Washington, heiratete den einflussreichen Unternehmer Paul Pelosi und zog mit ihm nach San Francisco. Sie unternahm in der Lokalpolitik erste Gehversuche und baute für die Demokraten ein Netzwerk für Spendengelder auf. 1987 zog Pelosi ins Repräsentantenhaus ein. Aber erst, als das letzte Kind das Haus verlassen hat. Dort stieg sie steil auf. „Fünf Kinder in sechs Jahren zu bekommen, ist das beste Training überhaupt für den Job des 'Speaker of the House'“, soll sie später darüber sagen. „Es machte mich zur Multitastkerin, zu Meisterin in den Fächern Fokus, Routine und Zeitplanung“.
Widerstand gewohnt
Nancy Pelosi ist Widerstand gewohnt. Sie trat offen gegen die Irak-Politik von Bush auf, bot Trump wiederholt die Stirn, ließ sich von Negativkampagnen der Republikaner nicht in die Knie zwingen.

Unbeliebtheit erfuhr sie aber auch in den eigenen Reihen. Linke kritisieren sie als „Teil des Establishments“, der rechte Parteiflügel wirft ihr vor, mit Themen wie Antidiskriminierung oder Abtreibungsrechten zu polarisieren. Mit ihren 82 Jahren sei sie außerdem zu alt für das Amt, meinen andere, sie solle Platz für die nächste Generation machen.
Ihre Beharrlichkeit stellte Pelosi auch wieder rund um ihre Asien-Reise unter Beweis: Trotz zahlreicher Warnungen machte sie sich nach Taiwan auf.