Close-up of a figurine of Sydney Harbor Bridge in a snow globe
Kulturgeschichte

Hören wir auf, über Souvenirs zu lästern

Von bemalten Fläschchen in der Antike bis zum Kühlschrankmagneten von heute: Fast jeder bringt ein Andenken von seiner Urlaubsreise mit, also sollten wir auch dazu stehen. Der kleine Versuch einer Ehrenrettung.

Etwas schmalzig ist es schon, was da ein römischer Bürger in England seiner Liebsten bekundete: „Ich komme aus der Urbs zurück“, also aus Rom, ritzte er in einen eisernen Schreibgriffel, den er dort gekauft hatte und den man vor drei Jahren in London ausgraben hat. „Ich bringe dir dieses Geschenk, damit du dich an mich erinnerst.“ Gern hätte er sie großzügiger bedacht, wäre nicht „der Weg so weit und meine Geldbörse so leer gewesen“. Erinnert uns das nicht an etwas? Ach ja – an die beliebten Leiberln mit der Aufschrift: „Meine Freundin war in Rom, und das Einzige, was sie mir mitgebracht hat, ist dieses lausige T-Shirt.“ Tempora non mutantur. Oder wie der Pianist Sam in „Casablanca“ singt: „The fundamental things apply, as times go by.“

Souvenirs wird es wohl immer geben, solange Menschen die Erde bevölkern. Da mögen die Geschmackssicheren noch so höhnen, über Schneekugeln und nackte Frauen aus Porzellan, die den Schiefen Turm von Pisa umarmen. Reiseandenken sind oft kitschig, nie cool. Aber fast jeder bringt sie, ob stolz oder verschämt, aus dem Urlaub mit, wie Umfragen belegen. Daran dürfte auch die Digitalisierung nichts ändern: Gerade weil die Gigabytes in der Datenwolke so ephemer sind, es so unsicher bleibt, ob sich digitale Fotos und Videos dauerhaft bewahren lassen, schätzen wir greifbare Erinnerungen. Und sei es nur eine Muschel vom Strand, an dem wir glücklich waren. Oder die Flasche Wein, die dann zu Hause nie so gut schmeckt wie in Italien.

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