Noch immer kursiert die Vorstellung, Asien könne Europa als größten Markt für russisches Gas ersetzen. Wenn überhaupt, dann frühestens in zehn Jahren, sagen Experten. Und zwar, weil Gazprom etwas Entscheidendes verschlafen hat.
Mit Spannung wurde den monatlichen Exportzahlen des russischen Gaskonzerns Gazprom schon früher entgegengesehen. Seit Russland jetzt aber infolge des Ukraine-Kriegs mit Europa im totalen Clinch liegt und die Gasflüsse zur Existenzfrage für beide Seiten geworden sind, ist auch ein Wettbewerb um ihre Deutung entbrannt. Die Europäer, im Horror vor Versorgungsengpässen gefangen, wollen sich vergewissern, dass sie auch mit geringen Liefermengen die Speicher ausreichend füllen können und hoffentlich Gazprom selbst stärker unter seinen Exportbeschränkungen über die Nord-Stream-Route leidet. Die Russen wiederum wollen vermitteln, dass beides nicht der Fall ist und sie selbst ohnehin andere Märkte haben – vor allem China und generell Asien.
Bei einem genaueren Blick auf die Zahlen für die ersten sieben Monate des Jahres freilich zeigt sich, dass auch das nicht der Fall ist - und allem Anschein nach Wunschdenken bleibt. Aber warum eigentlich?