Mein Freitag

Ich wollte nur wissen, worum es bei „Layla“ geht

APA/AFP/JAIME REINA
  • Drucken

Der Algorithmus schätzt mich seitdem falsch ein.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat über einen interessanten Ausdruck berichtet, der erstmals im US-Magazin „New Yorker“ aufgetaucht sein soll: „Algorithmic Anxiety“. Damit wird der Zustand der Anspannung beschrieben, der manche befällt, wenn künstliche Intelligenz aufgrund unseres Online-Verhaltens Vorschläge macht, die uns „auch gefallen könnten“. Ob es sich um Bücher handelt und Schuhe oder um Lieder und Filme, die unseren vermeintlichen Geschmack treffen.

Manche schwärmen davon, durch Vorschläge Musik entdeckt zu haben, die sie nie gefunden hätten, oder unbekannte Serien, die über das Ende der Lieblingsserie hinwegtrösten. Es kann aber auch zum Verdacht führen, dass die eigenen Neigungen „umgeformt“ werden. „Sieht man Dinge, weil man sie wirklich interessant findet – oder nur weil die künstliche Intelligenz meint, dass man sie interessant finden könnte? Das vermiest einem die Freude, die man früher bei der Entdeckung von Neuem empfunden hat“, schreibt Michael Moorstedt in der „Süddeutschen“.

Genau so, wie man oft richtig „erkannt“ wird, haut der Algorithmus aber auch kräftig daneben, allerdings nicht so oft. Die Maschine ist clever. Manch einer lehnt die Vorschläge sogar bewusst ab (auch wenn das Kleid wirklich zauberhaft aussieht), um sich nicht manipuliert zu fühlen, oder um sich zu beweisen: „Ich bin doch ganz anders.“ Es kann sich nur um einen Irrtum handeln, dass mir die Musik-App Ballermann-Hits vorschlägt! (Nur einmal kurz was gesucht, weil alle über „Layla“ redeten, ehrlich.)

Ein anderer Fall von Widerständlern sind aber jene, die den Routen des Navigationsgeräts partout nicht folgen, weil sie sich nicht bevormunden lassen wollen. Wenn dann mit dem eigenen Schleichweg auch noch die prognostizierte Ankunftszeit unterboten wird, ist es ein kleiner Triumph. Egal, wo man gelandet ist.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Pop

Musikwissenschafterin über "Layla": "Extrem sexistisch", aber ansprechend

Um den Song von DJ Robin & Schürze gibt es eine Sexismus-Debatte. Die Musikwissenschafterin Marina Forell kritisiert das Lied - versteht aber, was es so anziehend macht.
Volksfest 2019: Techno mit Aka Aka und Moonbootica beim Stuttgart Electronic Wasen Bereits zum zweiten Mal verwandelten
Kommentar

„Layla“? Ist ja nur Sexismus

Dem Partyschlager „Layla“ von DJ Robin und Schürze wird vorgeworfen, sexistisch zu sein. Der Produzent wehrt sich, stößt dabei aber ins gleiche Horn.
Ein "Open"-Schild an der Tür eines Bordells.
Mein Montag

Was wir vom Ballermann-Hit „Layla“ noch lernen können

Besonders anspruchsvoll ist der Text ja nicht, aber ein paar interessante Dinge stecken doch drin.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.