Die Hyperinflation erreichte im August 1922 in Österreich ihren Höhepunkt. Die heute diskutierten Maßnahmen scheiterten schon damals: offene Geldschleusen und Hilfen, die das Inflationskarussell beschleunigten, Preisdeckel, die nichts bewirken. Das Ergebnis: riesige Gewinne für einige wenige, Armut für fast alle.
Der historische Zufall will es, dass jetzt, da alle Welt von der Inflation spricht, es genau hundert Jahre sind, dass die große Hyperinflation im August 1922 in Österreich ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Inflation als solche war und ist kein Zufall, weder damals noch heute, sondern ist und war durch die Geldpolitik der Staaten und Notenbanken verursacht, gepaart mit Faktoren, die nur teilweise oder gar nicht im Ermessen der Politik lagen und liegen: damals der Krieg, der Zerfall großer Staaten, die Spanische Grippe und die Auflösung der internationalen Arbeitsteilung, heute die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die schon lange schwelende Klima- und Energiekrise.
Österreich gehörte nach 1918 mit Russland, Polen, Ungarn, Griechenland, den baltischen Staaten und Deutschland zu jener Gruppe von Ländern, deren Währungen völlig zusammenbrachen, während es der Tschechoslowakei gelang, nach einer mäßigen Inflation die Krone zu stabilisieren. In Österreich erreichte die Hyperinflation im August 1922 den Gipfel: Die Lebenshaltungskosten stiegen auf das 14.000-Fache des Jahres 1913. Die Preise verdoppelten sich im Monatsintervall. Das Geld, so spotteten die Karikaturisten und Kabarettisten, werde in Schubkarren in die Geschäfte gefahren. Die einen verschwendeten ihr Geld bedenkenlos, andere kauften alles, was zu haben war, nur um das Geld auf irgendeine Weise loszuwerden: Man erzählte sich Geschichten von Junggesellen, die ganze Berge von Windeln aufhäuften, von völlig Musikunkundigen, die ein Klavier eintauschten, und von Leuten, die ein Zweitexemplar von Goethes gesammelten Werken in 133 Bänden mitnahmen, nur weil dies gerade zu haben war.
Schon drei Tage nach Kriegsbeginn war am 31. Juli 1914 die Bindung der österreichischen Krone an das Gold sistiert worden. Das öffnete die Schleusen für eine unbeschränkte Geldschöpfung. Zunächst blieb der Außenwert der österreichischen Währung stabil, weil es im Krieg praktisch keinen Außenhandel gab. Die jährlichen Preissteigerungen bewegten sich im Zehnprozentbereich. Aber nach dem Kriegsende und dem Zerfall des Habsburgerreiches gab es kein Halten mehr.