USA vs Russland

„Bring her home“: Basketballerin als Politikum

Brittney Griner, selbst bei ihrer Verhandlung in Moskau hinter Gittern.
Brittney Griner, selbst bei ihrer Verhandlung in Moskau hinter Gittern. (c) IMAGO/ITAR-TASS (IMAGO/Anton Novoderezhkin)
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Brittney Griner, 31, wurde wegen eines Drogendeliktes in Moskau zu neun Jahren Haft verurteilt. US-Präsident Joe Biden nennt das „inakzeptabel“ und forciert einen Gefangenenaustausch – mit Waffenhändler Viktor Bout.

Moskau/Washington. Das harte Urteil gegen US-Basketballerin Brittney Griner – die 31-jährige Olympiasiegerin wurde in Moskau erstinstanzlich für den Besitz von 0,5 Gramm Haschisch-Öl zu neun Jahren Straflager verurteilt – spaltet Sport und Politik. Die Aufregung in den USA ist enorm, Präsident Joe Biden polterte, das so etwas „inakzeptabel“ sei, und verlangte die sofortige Freilassung der Basketballerin, die in den USA als Star gilt und seit 2015 hochbezahlt für Jekaterinburg dribbelte.

Auch ihr WNBA-Team, Phoenix Mercury, bekundete am Freitag vor der Partie gegen Connecticut Sun besondere Unterstützung, indem alle Spielerinnen zusammen mit Gegnerinnen am Mittelkreis in „42 Sekunden Stille für unsere Schwester“ die Arme verschränkten. 42, das war Griners Rückennummer. Dann war die Konzentration weg, die meisten Spielerinnen weinten. Die Stille wurde durch „Bring her home“-Rufe unterbrochen. Mercury verlor 64:77.

Griner sitzt seit 17. Februar in Untersuchungshaft, nachdem bei ihr bei der Einreise am Flughafen Scheremetjewo sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl gefunden worden waren. Russland legte es als „illegalen Drogenbesitz und versuchten Schmuggel“ aus.

Deal von Biden und Putin

Das Gericht sah keine mildernden Umstände, Griner hatte sich zudem schuldig bekannt – und jetzt liegt der Ball endgültig auf dem politischen Parkett. Biden hatte Russland von Anfang an ein politisch motiviertes Verfahren vorgeworfen. Und offensichtlich läuft alles jetzt auf einen Kompromiss heraus, wenn sich Biden und Wladimir Putin „auf ihrem eigenen Kommunikationskanal“ über einen Austausch von Gefangenen einigen können. Man sei bereit, sagte Außenminister Sergej Lawrow auf einer Pressekonferenz in Kambodscha, „über dieses Thema zu sprechen“.

Die Texanerin, 2,08 Meter groß und mit je zwei Mal Olympia- und WM-Gold, dem WNBA-, dem Euroleague-Titel gekürt, ist in ihrer Heimat ungeheuer populär dank ihrer Treffer und des sozialen LGBT-Engagements. Sie soll, mutmaßen US-Medien, zusammen mit dem wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilten Paul Whelan ausgetauscht werden. Wen die USA dafür ziehen lassen müssten, lässt freilich ebenso aufhorchen: Es soll der russische Waffenhändler Viktor Bout (bekannt aus dem Hollywoodfilm „Lord of War“ mit Nicolas Cage) sein. Bout sitzt bereits seit zwölf Jahren in US-Haft.

US-Superstars wie LeBron James ist das gleich, er und viele andere auch erwarten, dass Biden umgehend sein Wort hält und Griner „dort rausholt“. Das hatte er schließlich ihrer Frau Michelle auch in einem Telefonat versprochen und danach publik gemacht. In die gleiche Richtung pocht auch die Spielergewerkschaft der Profiliga WNBA: „Welche Gespräche US-Außenminister Antony Blinken und Präsident Joe Biden führen müssen, wir vertrauen darauf, dass sie dies in angemessener Geschwindigkeit tun. Denn es ist Zeit. Es ist Zeit für Brittney.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2022)

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