Eine Muslimin betet in Jerusalem. Israels Araber leiden unter wachsender Kriminalität.
Reportage

Vergessene Opfer der Gewalt unter Arabern in Israel

Unter den Arabern in Israel eskaliert die Kriminalität – vor allem in der Kleinstadt Taybeh. Dagegen kämpfen arabische Aktivistinnen wie Watfa Jabali. Ihr Sohn wurde erschossen.

Watfa Jabali verlor ihren Sohn am Abend ihres 30. Hochzeitstags. Dreieinhalb Jahre ist das her, doch bricht ihr noch immer die raue Stimme, wenn sie davon erzählt. An jenem Abend arbeitete ihr 26-jähriger Sohn Sa'ed in dem kleinen Supermarkt der Familie gegenüber ihrem Haus. Gegen neun Uhr rief er an, um seine Mutter um eine Unterschrift auf einem Formular zu bitten. „Ich habe gerade einen Stift gesucht“, erzählt Jabali, „da hörte ich einen Schuss.“ Sie schreckte auf, schaute auf den Monitor, der die Bilder der Überwachungskamera im Supermarkt überträgt. „Da sah ich, dass mein Sohn am Boden lag. In nur 30 Sekunden hat sich meine Welt auf den Kopf gestellt.“ Sa'ed Jabali hinterließ eine Frau und eine drei Monate alte Tochter.

Watfa Jabali ist 52 Jahre alt, eine Frau mit rundem Gesicht und festem Blick hinter dicken Brillengläsern. Sie lebt in Taybeh, einer arabischen Kleinstadt im Nordosten Israels. Taybeh zählt zu einer Region vorwiegend arabischer Dörfer und Städte, die an den nördlichen Teil des Westjordanlands grenzt und die Israelis „HaMeschulasch“ nennen, „das Dreieck“, obwohl ihre Form eher einer gebogenen Linie gleicht. In vielen jüdischen Israelis weckt der Name negative Assoziationen: Kriminalität, Gewalt, Terror.

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