PISA-Sieger: Weiblich und ohne TV

PISASieger Weiblich ohne
PISASieger Weiblich ohne(c) AP (BERND KAMMERER)
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Akademikertöchter liegen im Ranking ganz vorn, Migrantenkinder ganz hinten. Die meisten der getesteten Schüler besuchen eine berufsbildende höhere Schule.

Wien. Obwohl die PISA-Ergebnisse im österreichischen Durchschnitt mangelhaft waren, gab es auch Top-scorer unter den heimischen Schülern. Ein Blick in die internationale PISA-Datenbank, die die PISA-Ergebnisse mit den in den Zusatzfragebögen erhobenen Informationen kombiniert, zeigt, welcher Typ Schüler generell am besten abschneidet: Der ideale österreichische PISA-Teilnehmer ist eine Schülerin, die akademisch gebildete Eltern hat und in einem Haushalt ohne Fernseher, aber mit zwei Autos und ebenso vielen Handys lebt.

Generell schnitten in Österreich jene Schüler beim Lesen besser ab, in deren Haushalt kein Fernseher steht. Und: Je mehr Fernseher vorhanden sind, desto schlechter wird die PISA-Leistung. Weniger überraschend: Je mehr Bücher daheim stehen, desto besser lesen die Kinder. Auch die Arbeitssituation der Eltern wurde erhoben. Die besten Ergebnisse erzielten Haushalte, in denen der Vater Vollzeit und die Mutter Teilzeit arbeitete.

Der schlechteste PISA-Schüler ist ein männlicher Migrant erster Generation, dessen Eltern nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen und in dessen Haushalt zahlreiche Fernseher, aber keine Bücher stehen. Sein Vater arbeitet Teilzeit, die Mutter ist arbeitslos. Autos sind ebenso wie Computer keine vorhanden, auch kein eigener Raum mit Bad oder Dusche. All diese Detailauswertungen zeigen, dass der familiäre und sozioökonomische Hintergrund einen wesentlichen Einfluss auf die Testergebnisse hat.

„Dorfschulen“ zu Unrecht kritisiert

Statistisch gesehen schnitten Schüler aus kleinen Gemeinden besonders schlecht ab. Der Grund dafür: Im Normalfall gehen die getesteten 15- bis 16-jährigen Schüler bereits in eine AHS-Oberstufe oder eine berufsbildende mittlere oder höhere Schule. Diese befinden sich zumeist in größeren Orten oder Städten. Wenn Schüler in „Dorfschulen“ getestet werden, sind diese zumeist Repetenten und somit eher leistungsschwach. Sie machen demnach auch nur einen sehr geringen Anteil der getesteten Schüler aus. 283 Haupt- und Sonderschüler nahmen an PISA 2009 teil.

Welche Schulen wurden getestet?

Alle Schultypen wurden beim PISA-Test 2009 repräsentativ in die Stichprobenziehung aufgenommen. Die meisten der 6590 getesteten Schüler stammen demnach aus einer berufsbildenden höheren Schule (1928). 1489 Testteilnehmer kamen aus einer allgemeinbildenden höheren Schule und 1079 aus einer Berufsschule. Zudem befanden sich 956 Schüler aus berufsbildenden mittleren Schulen, 696 Schüler einer polytechnischen Schule und 159 Waldorfschüler in der Stichprobe.

APA

Von den 291 ausgewählten Schulen wurden die Schüler mittels Zufallsstichprobe gezogen. Berücksichtigt wurden dabei das Bundesland, das Geschlecht und die Schulgröße, um repräsentative Daten zu erhalten. Tirol und Vorarlberg haben Sonderauswertungen für ihr Bundesland beantragt – diese sollen im Jänner veröffentlicht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2010)

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