Gastkommentar

Alles Fake! Wie man Desinformation bekämpft

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Medien. Die Bekämpfung von Falschnachrichten muss schneller werden. Sonst sind die Fake-Narrative auf einmal überall. Was tun?

Der Autor:

Bernhard Pörksen
(* 1969 in Freiburg im Breisgau) studierte Germanistik, Biologie und Journalistik. Er ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Kürzlich erschien sein neuestes Buch: „Digital Fever. Taming the Big Business of Disinformation“ (Palgrave Macmillan).

Seit ein paar Jahren schon geht mir ein Bild nicht mehr aus dem Kopf, eine Metapher, die die Journalistin Ana Marie Cox mal erfunden hat, als sie noch in der Ära von Donald Trump und in einem Anfall von Resignation und Aufklärungspessimismus über die Faktenchecker der „Washington Post“ nachdachte.

Was tun diese armen, sich abstrampelnden Faktenchecker eigentlich, so ihre Frage, wenn skrupellose Idioten fortwährend neuen Informationsmüll produzieren und die öffentliche Arena mit Unsinn fluten? Wie effektiv sind sie, wenn die große Welle von Nonsens-News längst rollt, die Frames also längst geformt sind, bevor die Widerlegungsanstrengung überhaupt beginnt? Fakt Checking, so eben jene Journalistin, sei ein bisschen so, als würde man in einem brennenden Haus sitzen. Um dann mit großer Hingabe den tropfenden Wasserhahn zu reparieren.



In diesem Bild, eben deshalb lässt es mich nicht los, wird der publizistische Startvorteil von Lügnerinnen und Lügnern sichtbar. Hier zeigt sich die elementare Asymmetrie im Aufklärungsgeschäft der Gegenwart. Fakes verbreiten sich blitzschnell, Wahrheiten sind langsam. Und die Korrektur ist oft auch einfach deshalb chancenlos, weil sie zu spät kommt, viel zu spät.

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