Nachruf

Lothar Knessl: Er lehrte uns die Leidenschaft für die neue Musik

ARCHIVBILD: LOTHAR KNESSL
ARCHIVBILD: LOTHAR KNESSL(c) APA (MICA)
  • Drucken

Der Radiomacher, Kurator und Publizist Lothar Knessl ist mit 95 Jahren in Wien gestorben.

Allein seine Stimme wird man nicht vergessen. Wenn Lothar Knessl auf Ö1 zu hören war, ab 1968 in Vorläufersendungen dessen, was mittlerweile „Zeit-Ton“ heißt, dann war klar: Hier wusste jemand genau, wovon er sprach – und er tat es klug, präzise, auf den Punkt gebracht. Knessl hat Musik schon vermittelt, als noch keine Rede sein konnte von einer institutionalisierten „Musikvermittlung“ – weil es ihm ein Herzensanliegen war. Seine Überzeugungskraft öffnete vielen die Ohren für die damals noch vorsichtig „experimentell“ genannte Musik.

Die Faszination für den „Labor-Anteil“ zeitgenössischer Kompositionen zu wecken und gleichzeitig die „Gift!“-Aufkleber von den Partituren und Tonträgern zu reißen, die in den Augen vieler auf ihnen klebten: Das gehört zu den zentralen Lebensleistungen des Vielseitigen, der nahezu alle Sparten in der Musik und rund um sie bespielt hat.

Geboren 1927 in Brünn, begann Knessl 1947 in Wien als Aushilfskapellmeister bei den Wiener Sängerknaben und studierte dann Komposition bei Ernst Krenek und Karl Schiske. Später arbeitete er als Journalist und ab 1971 in Presse-Funktionen bei Bundestheatern und Staatsoper. 1972 und 1982 organisierte er in Graz zwei „Weltmusikfeste“ und erfand die „Lange Nacht der Neuen Klänge“. 1988 war er Geburtshelfer und dann jahrelang Kurator des Festivals Wien Modern und später Mitbegründer und Präsident des MICA (Music Information Centrum Austria). Auch der renommierte „Erste Bank Kompositionswettbewerb“ zur gezielten Förderung junger Komponisten geht auf ihn zurück.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.