Die Reise des ersten Frachters mit Mais aus der Ukraine wurde zur Irrfahrt. Vorerst kommt in Ländern, die dringend auf Getreide warten, nichts an.
Istanbul. Als der Frachter Razoni vergangene Woche im Hafen von Odessa mit dem Ziel Libanon ablegte, feierten Politiker aus aller Welt die Abfahrt als Leuchtfeuer der Hoffnung im Kampf gegen den Hunger. Die Razoni mit 26.000 Tonnen Mais an Bord war das erste Schiff, das die Ukraine als Teil des Istanbuler Getreide-Abkommens verlassen durfte. Doch im Libanon, der dringend Getreide-Importe braucht, kam die Razoni vorerst nicht an. Stattdessen lag sie im östlichen Mittelmeer vor Anker und gab ihre Ladung offenbar zum Verkauf frei. Der Mais an Bord ist nicht für Brot bestimmt, er ist Hühnerfutter.
Der Libanon gehört zu den Ländern im Nahen Osten, die auf Getreide aus der Ukraine und Russland angewiesen sind, um ihre Bevölkerung zu ernähren. Die Razoni lag seit Kriegsausbruch im Februar bis vorige Woche in Odessa fest, weil die russische Marine die Küste blockiert und die Ukraine zum Schutz ihr Küstengewässer vermint hat.