Im Ukraine-Krieg wird die Gefahr, die von Atomkraftwerken ausgeht, strategisch genutzt. Und sie dient auch Propagandazwecken. Über ein Spiel mit dem Feuer.
Explosionen auf dem Gelände eines Kernkraftwerks. Ein Szenario, das bis vor Kurzem noch apokalyptisch anmuten mochte, gewinnt spätestens nach diesem Wochenende an Substanz. Das größte Kernkraftwerk Europas, jenes in Saporischschja in der Ukraine, soll in den vergangenen Tagen gleich zwei Mal beschossen worden sein. Aber wer für die Angriffe verantwortlich ist, und wie diese konkret vonstattengegangen sind, ist schwer zu sagen und verwebt sich in die Kriegspropaganda beider Seiten.
Propagandakrieg
Moskau und Kiew beschuldigen einander, die Anlage im Süden der Ukraine beschossen zu haben. Bereits in den ersten Wochen des Krieges haben die russischen Truppen die Anlage unter ihre Kontrolle gebracht. Sie wird nach wie vor von ukrainischen Bedienmannschaften gesteuert. Das AKW sei in den „Notfallschutzmodus“ heruntergefahren worden, teilte der Betreiber Energoatom mit. Dadurch sind noch zwei der insgesamt sechs Reaktorblöcke in Betrieb. Keiner von ihnen wurde getroffen, es bestehe aber weiterhin die Gefahr radioaktiver Strahlung und ein erhöhtes Brandrisiko, warnt der Energieversorger und forderte, das Kraftwerk zu einer militärfreien Zone zu machen.