Pizzicato

Cool in den heißen Herbst

Als ob der bisherige Sommer nicht schon heiß genug gewesen wäre. Jetzt prophezeien Medien, warnen Staatsschützer vor, drohen Gewerkschafter mit und beschwören Rechts- und Linksextremisten, Staatsverweigerer und Verschwörungsapologeten auch noch einen „heißen Herbst“.

Kommen wir in diesem Jahr aus dem Schwitzen denn gar nicht mehr heraus? Nein, schon klar: Über die Sorgen vieler Mitbürger angesichts der in die Höhe schnellenden Lebensmittel- und Energiepreise gibt es keine Scherze zu machen. Die Inflation ist da, der Druck auf die Lebenshaltungskosten ist da, die Angst vor kalten Wohnungen im Winter ist da.

Klar ist aber auch, dass grimmige Populisten und übel gelaunte Fanatiker die Ängste der Leute und ihre Wut über die Teuerung für eigene Zwecke ausnutzen wollen. Schließlich ist ihnen das Coronathema zur Mobilisierung von Wutbürgern zuletzt abhandengekommen (könnte sich im Herbst wieder ändern); auch beim Migrationsthema zeigen sich Ermüdungserscheinungen. Wie sehr die Mobilisierung der Straße im Herbst gelingen wird, wissen wir nicht. Die freiheitlichen Einpeitscher sind gerade mit internen Querelen beschäftigt, und die Mobilisierungskraft der Verweigerer von allem ist schwer einzuschätzen. Trotzdem: Bangen vor dem heißen Herbst? Versuchen wir vielleicht eher, cool zu bleiben.

Reaktionen an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.