Grönland

Wettlauf um Rohstoffe unter dem Eis

Bergbau in Grönland: Derzeit ist ein Spezialteam auf der Suche nach Rohstoffen, bald könnten sie zutage gefördert werden.
Bergbau in Grönland: Derzeit ist ein Spezialteam auf der Suche nach Rohstoffen, bald könnten sie zutage gefördert werden. Reuters/ Hannibal Hanschke
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Auf Grönland eröffnet die schmelzende Eisschicht dem Bergbau neue Möglichkeiten. Zurzeit sind Milliardäre wie Bezos, Bloomberg oder Gates dort auf der Suche nach Rohstoffen.

Sich die Klimakrise zunutze zu machen, und damit vielleicht sogar zu ihrer Bewältigung beitragen - dieser Gedanke steckt hinter einer derzeit vonstatten gehenden Suche nach wertvollen Rohstoffen. In der 2021 zum weltweiten Netflix-Erfolg erklärten US-Komödie „Don't look up“, eine schwarze Persiflage auf den menschlichen Umgang mit der Klimakrise, lässt sich der fatale Weg Richtung Weltuntergang wohl an einem ähnlichen Gedankengang festmachen. Beeinflusst von den führenden Tech-Unternehmen der Welt, entschließt die US-amerikanische Regierung von einer militärischen Operation, die einen die Welt bedrohenden Kometen abwehren könnte, abzusehen. Stattdessen solle der Komet, der die Erde zerstören werde, für seine wertvollen Rohstoffe und Materialien genutzt werden - wem auch immer das dann noch nutzen könnte.

Soweit die fiktiven Krisen - man braucht auch in der Realität nicht lange danach zu suchen. Grönland ist beispielsweise einer jener Schauplätze der Klimakrise, die im allgemeinen Bewusstsein recht prominent verankert ist. Binnen der letzten 20 Jahre hat das Land 4,7 Milliarden Tonnen Eis verloren.

Für Wissenschaft und die Klimabewegung ist der Schwund von arktischem Eis Grund zur Sorge, für einige Milliardäre, darunter Jeff Bezos, Michael Bloomberg und Bill Gates, opportune Geschäftsmöglichkeit. Sie vermuten unter der schmelzenden Eisschicht auf der Diskoinsel und der Halbinsel Nuussuaq wertvolle Mineralien, die insbesondere beim Bau von Elektroautos relevant sind.

Schatzsuche ohne Eis

Kobald Metals, ein Unternehmen zur Förderung von Mineralien, bestätigte gegenüber CNN den Auftrag durch die Milliardäre: „Wir sind dort auf der Suche nach dem größten oder zweitgrößten Vorkommen von Nickel und Kobalt weltweit.“ Vor Ort suche man gemeinsam mit einem zweiten Unternehmen, Bluejay Mining, mit einem umfassenden Team bestehend aus Geologen, Geophysikern, Piloten und Mechanikern nach den wertvollen Metallen, die beispielsweise auch in großen Industriebatterien verwendet werden.

Der Geschäftsführer von Bluejay Mining, Bo Møller Stensgaard, sieht in der veränderten Umwelt Grönlands Möglichkeiten: „Die Konsequenzen des Klimawandels in Grönland bereiten zwar Sorgen, Bergbau und Förderung von Rohstoffen sind dadurch wesentlich einfacher geworden.“ In den eisfreien Perioden des Jahres könne man nun etwa deutlich einfacher Ausrüstung und Gerätschaften, sowie zutage gebrachte Rohstoffe verschiffen. Stensgaard zufolge brauche man diese Rohstoffe dringend, um den Herausforderungen des Klimawandels mit moderner Technologie zu begegnen.

Grönland aufgeschlossen

Auch Kohle, Kupfer, Zink oder Gold könnten sich im neuerdings zugänglichen grönländischen Boden verbergen, wie geologische Untersuchen nahelegen. 2021 hat die grönländische Regierung zwar den Bau einer riesigen Miene auf der südlichen Insel Kannersuit gestoppt, generell ist man dem Bergbau gegenüber aber offen.

Das erinnert wiederum an eine andere Netflix-Produktion. In der kürzlich erschienenen 4. Staffel der Politdramaserie „Borgen“, ebenfalls auf Netflix zu sehen, wird der Fund von Öl auf Grönland zum Politikum: Umwelt- und Klimaschutz stehen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen gegenüber. Weltuntergangszenarien und Diplomatie-Krisen scheint die von Milliardären gesponserte Suche nach Rohstoffen vorerst keine auszulösen, ob sie dem Kampf gegen die Klimakrise tatsächlich zuträglich ist, sei dahingestellt.

(chrima)

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