Büchner-Preis 2022 für Emine Sevgi Özdamar

Emine Sevgi Özdamar 2002.
Emine Sevgi Özdamar 2002.(c) Imago
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Neue Horizonte und ein hochpoetischer Sound: Damit bereichere die Autorin die deutsche Sprache, wie die Jury befand.

Emine Sevgi Özdamar spart in ihrer Literatur nicht mit Verweisen auf ihr Leben. Im vergangenen Jahr erschien ihr Opus magnum „Ein von Schatten begrenzter Raum“, in dem sie dessen Entstehungsgeschichte und gleichzeitig ihre Lebensgeschichte zu Papier brachte: das Weggehen aus Istanbul in den 60er-Jahren, das Ankommen in Deutschland und am Theater, die Jahre in Paris und die Rückkehr nach Deutschland. Man erfährt von den Jahren unsicherer Existenz in Europa, ohne Arbeitsvisum oder Aufenthaltsbewilligung, und von der türkischen Diaspora in Paris.

Sie erzählt darin auch von den Erfolgen als Schauspielerin, Bühnenbildnerin und Regisseurin, von Beziehungen und Freundschaften und nicht zuletzt auch vom Weg von der Bühne zum Text, von der Schauspielerin zur Schriftstellerin. Und sie erzählt vom Finden der eigenen literarischen Stimme.

Für diese Stimme ist die 1946 in Malatya (Türkei) geborene Schriftstellerin nun mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden, einer der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Gegenwartsliteratur und mit 50.000 Euro dotiert. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag mit.

Die deutsche Sprache verdanke Özdamar "neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound". Die Schriftstellerin, Schauspielerin und Theaterregisseurin bereichere "seit über drei Jahrzehnten die deutschsprachige Literaturszene mit ihren Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, heißt es in der Jury-Begründung: "Ungewohnte literarische Stilmittel und aus dem Türkischen inspirierte Sprechweisen prägen ihre multiperspektivischen Texte, die neben intimen persönlichen Erfahrungen ein breites Panorama deutsch-türkischer Geschichte entfalten - vom Ersten Weltkrieg über die Aufbruchstimmung der sechziger und siebziger Jahre bis in unsere Gegenwart." Özdamars Werk eröffne "einen zugleich intellektuellen wie poetischen Dialog zwischen verschiedenen Sprachen, Kulturen und Weltanschauungen, an dem wir lesend teilhaben dürfen."

Seit 1951 vergibt die Akademie den Preis an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben.

(red.)

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